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Steigende Kosten und Unsicherheit auf dem Weltmarkt verzögern Erholung des Exportklimas
21.06.2021, Berlin/Bonn
Nach einem Corona-bedingten Einbruch im Jahr 2020 zeigt sich die Stimmung der exportierenden Ernährungsindustrie im Jahr 2021 positiver. Das ergab eine von der AFC Management Consulting durchgeführte Umfrage der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie. Sowohl eine positivere Einschätzung der Geschäftslage als auch der Geschäftserwartungen im Lebensmittelexport führten mit einem Plus von 26 Prozentpunkten im Vorjahresvergleich zu einer starken Erholung des Exportklimas. Das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 mit 37 Prozentpunkten wurde jedoch weiterhin verfehlt.
Anlass der Studie ist der 9. Außenwirtschaftstag der Agrar- und Ernährungswirtschaft, zu dem das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, das Auswärtige Amt und die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie am 22. Juni einladen. "Die hohe Zahl von fast 500 Anmeldungen zeigt, dass die Branche Bedarf hat, sich über Internationalisierung und Exporte auszutauschen", sagt BVE-Geschäftsführer Olivier Kölsch. "Politik und Wirtschaft müssen auch in der Praxis Hand in Hand arbeiten, um Märkte weltweit für Lebensmittel und Getränke "Made in Germany" zu öffnen." Etwa die Hälfte der angemeldeten Teilnehmer kommen aus der Ernährungsindustrie, die anderen sind Vertreter der Politik aus dem In- und Ausland sowie Dienstleister, die Unternehmen aktiv in ihren Auslandsgeschäften unterstützen.
Für die Ernährungsindustrie ist das Exportgeschäft ein wichtiges Standbein, um neben dem Geschäft auf den Binnenmärkten zusätzliches Wachstum zu generieren. Daher hat die Erschließung neuer Absatzmärkte im Ausland eine besondere Bedeutung für die Branche. Im Vorjahresvergleich konnte jedoch die Mehrzahl der Unternehmen (60 Prozent) keine neuen Märkte erschließen, bei 20 Prozent nahm die Anzahl der Absatzmärkte im Ausland sogar ab. Auch der Blick in die Zukunft fällt weiterhin verhalten aus: Die Mehrzahl der Unternehmen (51 Prozent) plant auf Basis der heutigen Weltwirtschaftslage in den nächsten 12 Monaten keine neuen Märkte zu erschließen. Neben Unsicherheiten als Folge der Pandemie sind die Gründe hierfür auch in Handelshemmnissen durch politische und wirtschaftliche Krisen sowie bürokratische Hürden zu suchen. Gleichzeitig ist eine steigende Tendenz bei Kosten für Transport und Logistik sowie Energie- und Treibstoffen zu beobachten. "Damit die Exporte der Ernährungsindustrie nach der Corona-Pandemie zurück auf den Wachstumspfad gelangen, muss auch der internationale Handel wiederbelebt werden. Dazu muss der Abschluss von Handelsabkommen mit strategisch wichtigen Märkten rasch vorangebracht werden aber auch das Ausräumen von Transport- und Logistikhemmnissen ist entscheidend. In den bestehenden Handelsstreitigkeiten zwischen der EU und den USA braucht es nach Aussetzung nun eine dauerhafte Einstellung der Strafzölle für den Lebensmittelaußenhandel. Die WTO muss erfolgreich reformiert und faire Wettbewerbsbedingungen für den Weltagrarhandel geschaffen werden.", fordert Stefanie Sabet, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie.
In der Umfrage wurden die Unternehmen zusätzlich zum Thema Lebensmittelbetrug im Export befragt, wobei ein Großteil (85 Prozent) der Teilnehmenden angab, nicht von Lebensmittelbetrug betroffen zu sein: "Der mit 15 Prozent geringe Anteil an betroffenen Unternehmen ist sicherlich eine positive Nachricht und spricht insbesondere für die europäische Lebensmittelwirtschaft, da hier Betrugsfälle im Vergleich zu Drittlandsmärkten seltener auftreten. Die am häufigsten genannten Arten des Lebensmittelbetruges sind Warenumlenkung und Produktfälschung, gefolgt von Diebstahl und Nachahmung. Um der Zunahme von Lebensmittelbetrug in Zukunft weiter entgegenzuwirken, ist ein intensives Supply Chain Management notwendig, welches u.a. ein regelmäßiges Monitoring im Zielland durch z.B. lokale Importeure und Kontrollen am POS vorsieht. Nur so kann die Authentizität und Integrität der Produkte garantiert werden kann. Zusätzlich kann das Absichern durch Versicherungen dabei helfen, zumindest die finanziellen Risiken zu minimieren," erläutert Anselm Elles, Managing Partner bei AFC.
Gefragt wurde in der aktuellen Umfrage auch nach den wichtigsten Absatzmärkten der Branche. Die Erwartungen an die EU- und Drittlandsmärkte fielen dabei überwiegend positiv aus. In den EU-Märkten verspricht sich die Branche insbesondere vom Export in die Niederlande und Italien Wachstum, dicht gefolgt von Polen und Frankreich. In den Drittlandsmärkten liegen USA und Vietnam an der Spitze, vor der Ukraine und Russland. Rückläufige Erwartungen wurden lediglich für das Vereinigte Königreich angegeben.
Der Exportindikator der deutschen Ernährungsindustrie ist ein Folgeformat des Exportbarometers und wird im Auftrag der BVE von der Beratungsgesellschaft AFC Management Consulting erstellt. Die Ergebnisse stehen
hier im Detail zum Download zur Verfügung.
Der Exportindikator der deutschen Ernährungsindustrie wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
Kontakt
BVE
Oliver Numrich
Tel. 030-200 786 167
numrich@ernaehrungsindustrie.de