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Ernährungs- und Genussmittelindustrie nach Corona: Branche steht vor nachhaltigem Wandel
27.01.2021, Köln/Berlin
Die Corona-Pandemie beschleunigt den Wandel im Ernährungssektor: Bestehende Entwicklungen wie der Preis- und Margendruck setzen sich fort, Strategien und Geschäftsmodelle kommen auf den Prüfstand, Trends wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung bekommen zusätzlichen Auftrieb und "New Work" verändert traditionelle Arbeitsmuster. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie "Alles anders?" der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss e.V. (ANG) sowie von Ebner Stolz, die auf Basis der Befragung von Branchenexperten aus über 180 Unternehmen die Auswirkungen von Corona auf die Ernährungs- und Genussmittelindustrie untersucht hat.
Die Bilanzen der Unternehmen verdeutlichen den Handlungsdruck im Ernährungssektor, denn die Pandemie hat dort im vergangenen Jahr teilweise tiefe Spuren hinterlassen. Es verwundert daher nicht, dass 60 Prozent der 188 Umfrageteilnehmer für 2020 mit deutlichen Umsatzrückgängen rechnen. Mit Blick in die Zukunft ist die Branche aber durchaus optimistisch: 57 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass sich die allgemeine Geschäftslage wieder oder weiter verbessert und knapp vier Fünftel der befragten Top-Entscheider gehen davon aus, dass spätestens 2022 wieder die Umsatzniveaus der Vorkrisenzeit erreicht werden.
"Das Bild ist hier allerdings uneinheitlich, denn die Corona-Pandemie hat zu deutlichen Verwerfungen innerhalb der Ernährungsindustrie geführt. Während die Lock-Downs und die notwendige Verlagerung vieler Prozesse in die digitale Welt zwar den Online-Handel und das Direktgeschäft mit den Verarbeitern befördern, haben der Großhandel sowie das Geschäft mit Großverbrauchern und Gastronomie und der Export erheblich gelitten. Die Wirtschafts- und Finanzpolitik steht mit der Bewältigung der Krisenfolgen vor einer Mammutaufgabe und muss rasch die richtigen Weichen stellen, damit Unternehmen am Standort Deutschland gerade angesichts der parallel anstehenden Nachhaltigkeitsanforderungen eine Perspektive haben.", erläutert Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der BVE.
Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie schlagen sich auch in den Beschäftigungsabsichten der Unternehmen nieder. Zwar erwarten 58 Prozent der Befragten für 2021 keine Veränderungen. Aber über ein Viertel der Umfrageteilnehmer befürchten, dass sie Personal abbauen müssen; im Bereich Großhandel/-verbraucher sogar fast ein Drittel. Nur acht Prozent planen für das laufende Jahr mit Neueinstellungen.
"Die Mehrheit der Unternehmen der Ernährungs- und Genussmittelindustrie rechnet trotz Pandemie mit einem stabilen Beschäftigungsniveau. Die Branche bewährt sich damit als verlässlicher und krisenfester Arbeitgeber. Dennoch wird sich die Arbeit in der Branche zukünftig wandeln, so fordern Digitalisierung und Homeoffice neue Arbeitswelten und eine nachhaltige Resilienz neue Kompetenzen." fasst Stefanie Sabet, Hauptgeschäftsführerin der ANG, die Beschäftigungsaussichten der Branche zusammen.
Beim Blick in die Zukunft geht die große Mehrheit der Umfrageteilnehmer (80 Prozent) davon aus, dass die Pandemie zwar nicht zu disruptiven, jedoch zu relevanten oder deutlichen Veränderungen in der Ernährungsindustrie führen wird. Dazu zählen 55 Prozent der Befragten insbesondere die Kontaktpunkte der Unternehmen mit dem Kunden, die sich verstärkt in die digitale Welt verlagern werden.
Vor allem vier Trends werden die Branche nach Meinung der Experten - teilweise unabhängig von der aktuellen Situation - in naher Zukunft prägen. An erster Stelle steht dabei der Preis- und Margendruck, von dem 84 Prozent der Branchenexperten annehmen, dass er sich fortsetzen wird. Ähnlich hoch bewerten die Befragten den Komplex "New Work", worunter der Rückgang von Dienstreisen sowie die weitere Zunahme von flexiblen Arbeitsformen und Home Office zusammengefasst werden. Darüber hinaus werden Nachhaltigkeit und Digitalisierung als branchenübergreifende Trends das weitere Handeln im Ernährungssektor bestimmen.
Zahlreiche Unternehmen nutzen deshalb die Krise, um neue Absatzwege zu erschließen, Prozesse, Organisations- und Führungsstrukturen zu hinterfragen oder die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Diese ersten Schritte zu einem nachhaltigen Umbau des Unternehmens gehen häufig einher mit einer tiefgreifenden strategischen Neuausrichtung, die zahlreiche Aspekte des gegenwärtigen Geschäftsmodells einschließt - von der Neudefinition der Zielgruppen, Kanäle und Unternehmensstrukturen bis zur Anpassung von Sortimenten, Organisations-, Kosten- und Werksstrukturen.
"Corona wirkt in vielen Unternehmen wie ein Zeitraffer. Es mag an der einen oder anderen Stelle der Eindruck entstehen, dass sich die Welt weiterdreht wie zuvor. Aber der Wandel ist da - und er ist nicht aufzuhalten", fasst Christoph Havermann, Partner bei Ebner Stolz, die aktuellen Entwicklungen in der Ernährungs- und Genussmittelindustrie zusammen.
Weitere Einzelheiten können Sie der vollständigen Studie entnehmen. Die Studie zum Download finden Sie
hier.