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BVE-Konjunkturreport Ernährungsindustrie 06-20
Ifo Geschäftsklima: Geschäftserwartungen der Lebensmittelhersteller weiterhin negativ
03.06.2020, Berlin
Konjunktur
Die deutsche Ernährungsindustrie erwirtschaftete im März 2020 einen Umsatz von 17,5 Milliarden Euro. Die ersten Auswirkungen der Corona-Krise wurden in diesem Monat sichtbar. Aufgrund der anfänglichen Hamsterkäufe in der zweiten Märzhälfte – dem Beginn des Lockdowns – stieg der Umsatz im Vorjahresvergleich um 15,5 Prozent. Der Umsatzanstieg begrenzte sich dabei ausschließlich auf eine um 17,2 Prozent gestiegene Absatzmenge im Inland sowie höhere Verkaufspreise. Im Ausland ging aufgrund der erschwerten Handelsbedingungen und der geringeren Nachfrage der Absatz hingegen um 1,7 Prozent zurück. Insgesamt wurden Lebensmittel im Wert von 5,3 Milliarden Euro exportiert. Zeitgleich konnte ein leichter Rückgang der Produktion beobachtet werden. Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex sank im März um 3,5 Prozent im Vorjahresvergleich.
Agrarrohstoffmärkte
Die Agrarrohstoffkosten sind einer der größten Kostenfaktoren für die Lebensmittelproduktion. Besonders steigende Rohstoffkosten sind eine zusätzliche Belastung für die Unternehmen und wirken sich mittelfristig auf die Verbraucherpreise aus. Die Preisentwicklung an den globalen Agrarrohstoffmärkten folgt den Angebots- und Nachfrageschwankungen. Im April 2020 gab der HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel im Vergleich zum Vormonat um 1,4 Prozent nach und lag somit bei 90,4 Punkten. Im Vorjahresvergleich legte der Index um 5,4 Prozent zu.
Ausblick: Geschäftsklima
Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmung und Erwartungen der Ernährungsindustrie. Auch im Mai 2020 zeigten sich die Auswirkungen der Corona-Krise in der Stimmungslage bei den Lebensmittelherstellern. Der Saldo des Geschäftsklimas lag mit -17,6 Punkten den dritten Monat in Folge im negativen Bereich und erholte sich nur leicht vom Vormonatswert. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sank im Mai abermals und fiel um 9,5 Punkte auf insgesamt -20,8 Punkte. Der Stand notiert den vorläufigen Tiefstwert in der aktuellen Krise. Die Geschäftserwartung der nächsten Monate lässt auf leichte Besserung hoffen. Zwar lag der Saldo mit -14,4 Punkten weiterhin im negativen Bereich, konnte aber im Vergleich zu April an Punkten dazugewinnen.
Konsumklima und Verbraucherpreise
Für die Stimmungslage bei den Verbrauchern ist das GfK Konsumklima ein wichtiger Indikator. Auch in der Maierhebung der GfK zeigten sich die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Verbraucherstimmung deutlich, auch wenn sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung im Vormonatsvergleich an Punkten dazugewinnen konnten. Der Konsumklimaindex lag im Mai 2020 bei -23,1 Punkten und verlor damit 25,4 Punkte im Vormonatsvergleich. Mit Blick auf die positive Entwicklung der drei Indikatoren rechnet die Gfk mit einer Erholung der der Verbraucherstimmung und prognostiziert für Juni einen Indexwert von -18,9 Punkten.
In der Preisentwicklung legte insbesondere der Index für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke zu. So stiegen die Lebensmittelpreise im April 2020 um 1,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat, die allgemeinen Verbraucherpreise stagnierten auf dem Vormonatsniveau. Im Vorjahresvergleich lag der Preisanstieg bei 4,6 Prozent und 0,9.
Die Ernährungsindustrie ist mit rund 618.721 Beschäftigten in 6.123 Betrieben der viertgrößte Industriezweig Deutschlands, zuverlässig versorgt sie 83 Millionen Verbraucher mit hochwertigen und preiswerten Lebensmitteln. Mit einer Exportquote von 33 Prozent schätzen zudem Kunden weltweit die Qualität deutscher Produkte. Die Branche ist klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an.