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Ernährungsindustrie auf stabilem Kurs
Qualität und Innovationen sichern Erfolg weltweit - Mehr Kosten und Überregulierung senken Wettbewerbsfähigkeit
15.01.2014, Berlin
Die Ernährungsindustrie blieb 2013 auf stabilem Kurs und erzielte nach Berechnungen der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) einen Umsatz von 174,5 Mrd. Euro. Das moderate Wachstum von +3% war vor allem preisbedingt, mengenmäßig stieg der Branchenumsatz nur um +0,4%.
Das schwierige Geschäftsumfeld der Ernährungsindustrie war 2013 von steigenden Produktionskosten und hartem Wettbewerb sowie einem verhaltenen Exportgeschäft geprägt. Die kalender- und saisonbereinigte Produktionsleistung stagnierte. Der Erhalt ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit ist für die Ernährungsindustrie von großer Bedeutung, um auch weiterhin als viertgrößter Industriezweig Deutschlands der Garant für Stabilität und Beschäftigung zu sein.
Herausforderungen für die Lebensmittelproduktion nehmen zu
Die fortwährend geringe Wachstumsdynamik macht die schwierige Ertragslage in der Ernährungsindustrie deutlich. Der zunehmende Wettbewerbsdruck fördert die Konsolidierung in der durch kleine und mittelständische Unternehmen geprägten Branche. Gerade die Preise für Rohstoffe, Energie und Transport bewegen sich auf sehr hohem Niveau. Zudem fordern höchste Qualitätsstandards, steigende Verbraucheransprüche und eine nachhaltige Ressourcennutzung das Kostenmanagement in der Lebensmittelproduktion heraus.
Allein durch Qualität, Produktinnovationen und die effizientere Gestaltung von Produktionsprozessen können sich die Hersteller gegen Wettbewerber durchsetzen. Finanzielle Spielräume für wichtige Innovationen und Investitionen schwinden jedoch zunehmend. Auch der Qualifizierungsbedarf von Fach- und Nachwuchskräften steigt. Die höheren Anforderungen in der modernen Lebensmittelproduktion sowie der demografische Wandel fordern von den Unternehmen hohe Anstrengungen bei der Rekrutierung.
Der Ertragsdruck macht Preisanpassungen für die Lebensmittelhersteller notwendig. Der zunehmende internationale Wettbewerb und die hohe Marktkonzentration im deutschen Lebensmitteleinzelhandel schränken die Möglichkeiten für höhere Verkaufspreise jedoch empfindlich ein.
Export bleibt wichtige Ertragsstütze
Umsatzsteigerungen sind am deutschen Markt fast nur wertmäßig möglich. Wachstum generieren die Lebensmittelhersteller daher durch die Erschließung neuer Absatzmärkte im Export. Mittlerweile verdient die Branche jeden dritten Euro im Ausland. Das Lebensmittelexportgeschäft bleibt mit einem Ausfuhrwert in Rekordhöhe von 53,9 Mrd. Euro in 2013 eine wichtige Ertragsstütze für die Branche.
2013 blieb das Exportwachstum mit +5,2% unter dem Niveau der Vorjahre. Grund sind die konjunkturbedingte Konsumzurückhaltung in wichtigen EU-Absatzmärkten und immer mehr Handelshemmnisse in Drittländern.
Wachstumschancen bieten besonders kaufkräftige und konsumfreudige Absatzmärkten in und zunehmend auch außerhalb der EU. Laut dem „BVE-PwC-Exportbarometer der Ernährungsindustrie Dezember 2013“ ist die Zahl der Auslandsmärkte in den letzten 5 Jahren deutlich gestiegen. Zudem basiert der steigende Exporterfolg deutscher Lebensmittel nicht nur auf der hohen Qualität, Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit sondern auch auf der außerordentlichen Kundenorientierung. Die Mehrheit der Lebensmittelexporteure passt ihre Produkte an die Konsumpräferenzen ihrer ausländischen Kunden an oder entwickelt gar Neuheiten ausschließlich für den Export.
Kostendruck treibt Preisentwicklung
Das Konsumklima in Deutschland bewegt sich dank guter Arbeitsmarktlage, geringer Sparneigung und mäßiger Teuerung weiterhin auf überdurchschnittlich hohem Niveau. Die gute Kauflaune der Verbraucher begünstigt auch die Nachfrage für Lebensmittel. Die gestiegenen Produktionskosten sowie nachhaltige Angebots- und Nachfrageschwankungen am Markt wirken sich mittelfristig dabei auf die Verbraucherpreise aus. Zwischen Januar und November 2013 verteuerten sich die Verbraucherpreise insgesamt um +1,5%, die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um +3,9%. Damit folgte die Ver-braucherpreisentwicklung dem Trend aus dem Vorjahr.
Langfristig gesehen liegen die Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln jedoch deutlich unterhalb der allgemeinen Teuerung. Das Preisniveau in Deutschland bleibt moderat und liegt weiterhin unter dem der Nachbarländer.
Erwartungen für 2014
Die Ertragslage der Unternehmen der Ernährungsindustrie bleibt empfindlich angespannt, die Kostenintensität in der Lebensmittelherstellung, der harte Wettbewerb und die hohen Kundenanforderungen nehmen weiter zu. Von der Lohn- und Steuerpolitik werden zusätzliche Kostenbelastungen befürchtet.
Wichtige Stütze für das Umsatzwachstum bleibt der Lebensmittelexport. Die Unternehmen erwarten laut dem „BVE-PwC-Exportbarometer der Ernährungsindustrie Dezember 2013“ für 2014 zunehmend positive Impulse aus dem Auslandsgeschäft. Eine kaufkräftige Nachfrage und zunehmende Markterschließung im Ausland sowie sich stabilisierende gesamtwirtschaftliche Konjunkturperspektiven fördern die Zuversicht an die Exportentwicklung.
Zudem stützen der niedrige Inflationsdruck und gute Einkommensaussichten den Konsum der deutschen Haushalte maßgeblich und begünstigen den wertmäßigen Lebensmittelabsatz im Inland.
Die mittelfristigen Geschäftserwartungen der Branche für das kommende Jahr sind insgesamt zuversichtlich, die BVE rechnet für 2014 mit einem leichten nominalen Umsatzwachstum von bis zu 4%. Bedingt wird ein weiteres Branchenwachstum dabei durch die Entwicklung des Exportgeschäfts, der Marktpreise, der Produktionskosten, des privaten Konsums und des wirtschaftspolitischen Rahmens.
Politik muss Wettbewerbsfähigkeit fördern
Die Globalisierung beeinflusst zunehmend die Produktion und den Absatz von Lebensmitteln. Der harte Wettbewerb im Inland hat die deutsche Ernährungsindustrie dabei sehr wettbewerbsfähig gemacht. Die Marktanteile im weltweiten Wettbewerb zu sichern, stellt eine große Herausforderung für die Branche dar. Voraussetzung für ein stabiles Branchenwachstum und den Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Ernährungsindustrie ist die Sicherung branchengerechter und verlässlicher Rahmenbedingungen sowie die Förderung der Exportorientierung insbesondere klein und mittelständischer Unternehmen.
Energiepreise müssen bezahlbar und Rohstoffe sicher verfügbar bleiben, hier fehlen aktuell aus Sicht der Branche jedoch konkrete Bestrebungen der Politik. Sorge bereitet den Unternehmen zudem jede weitere Kostenbelastung die mit einer zunehmenden Regulierung und verbraucherpolitischen Marktlenkung einhergehen würde. Im Exportgeschäft erschweren immer mehr Handelsbarrieren und regulatorische Hürden den Zugang zu wichtigen Absatzmärkten. Der verbindliche Abbau von Handelshemmnissen und die Förderung mittelstandsgerechter Marktzugangsstrategien sind deshalb von entscheidender Bedeutung für eine positive Entwicklung der Ernährungsindustrie. Wir fordern von der Politik ein klares Bekenntnis zum Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Ernährungsindustrie.
Mehr Wertschätzung, Transparenz und Aufklärung um Lebensmittel
Wichtiger Trend am Markt ist das steigende Bewusstsein, Informationsbedürfnis und Qualitätsverständnis der Verbraucher für Lebensmittel. Die Konsumenten sind zunehmend bereit, für Produkte die ihren hohen Ansprüchen genügen auch mehr Geld auszugeben. In anderen Produktsortimenten steigt dafür häufig ihre Preisorientierung. Gefragt sind Lebensmittel die gut schmecken und dazu preiswert, sicher, qualitativ hochwertig, vielfältig, individuell und überall und jederzeit verfügbar sind. Allein die industrielle Lebensmittelproduktion ist in der Lage diesen Verbraucheransprüchen nachhaltig gerecht zu werden.
An 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr verantworten die Unternehmen der Ernährungsindustrie die Versorgungssicherung mit hochwertigen Lebensmitteln. Noch nie war das Lebensmittelangebot in Deutschland so sicher und vielfältig wie heute. Insgesamt finden sich über 170.000 Produkte verschiedene Produkte in den Regalen des Handels. Die Ernährungsindustrie sorgt damit täglich für das Wohl der 80 Mio. zufriedenen Verbraucher in Deutschland.
Es braucht mehr Wertschätzung für die Leistungen der Ernährungsindustrie. Tendenziösen und haltlosen Anfeindungen gegenüber einer mehrheitlich rechtschaffenden und im Interesse ihrer Kunden wirtschaftenden Branche muss Einhalt geboten werden. Über 90% der deutschen Verbraucher sind mit der Qualität und Vielfalt der Lebensmittel in Deutschland zufrieden. Den Herstellern muss dieselbe Anerkennung entgegengebracht werden wir ihren Produkten. Wir wollen daher zukünftig noch transparenter und zielgerichteter über unsere Arbeit und Produkte, um das Vertrauen in die bestehende moderne Lebensmittelproduktion und -versorgung dauerhaft zu gewährleisten. Die BVE wird zum Auftakt der Internationalen Grünen Woche am 17. Januar 2014 hierzu den Grundstein mit der Veröffentlichung ihrer neuen Broschüre „Moderne industrielle Lebensmittelproduktion“ legen. Darüber hinaus bietet die „Allee des Wissens“ am BVE-BLL-Gemeinschaftsstand die Möglichkeit industrielle Lebensmittelproduktion hautnah zu erleben.