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Ernährungsindustrie sorgt in der Wirtschaftskrise für Stabilität
Umsatz steigt auf 155 Mrd. Euro – Export sichert Arbeitsplätze
14.01.2009, Berlin
Die Ernährungsindustrie erzielte im Jahr 2008 nach Schätzungen der BVE einen Branchenumsatz von 155 Mrd. Euro. Das entspricht einem nominalen Wachstum von 5,6% gegenüber dem Vorjahr. Ein Großteil des Wachstums geht allerdings auf Preissteigerungen zurück. Wegen gestiegener Rohstoff- und Produktionskosten waren Preiserhöhungen unausweichlich.
Die positive Umsatzentwicklung darf aber nicht über die schwierige Situation im Inland hinwegtäuschen. Hier wurde bei einem geringen nominalen Wachstum von 2,5% ein Umsatz von 112,6 Mrd. Euro erzielt.
Wachstumstreiber war wie in den Vorjahren das Exportgeschäft mit einem nominalen Zuwachs von 15%. An das Ausland wurden Lebensmittel im Wert von 42,4 Mrd. Euro verkauft.
Real – also ohne die Preiskomponente – ist der Branchenumsatz schätzungsweise um 1,5% zurückgegangen.
Prognose 2009
Für das Jahr 2009 rechnet die Bundesvereinigung der Deutschen Ernäh¬rungsindustrie (BVE) laut einer Branchenumfrage mit gleich bleibenden oder allenfalls leicht ansteigenden Umsätzen für das Jahr 2009. Wachstumstreiber ist für viele Unternehmen das Auslandsgeschäft – immerhin rechnen über 50% der befragten Unternehmen und Verbände noch mit höheren Exporterlösen.
Schwieriger gestaltet sich die Situation im Inland. 85% der Befragten rechnen mit einer Zunahme des Discountanteils, der derzeit bei 43% liegt. Diese Entwicklung wird durch die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise und die damit verbundene Preissensibilität der Verbraucher noch beschleunigt. Sorge bereitet den Unternehmen die weiter zunehmende Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel, die im Jahr 2009 einen Rekordwert erreicht. Die fünf größten Lebensmittelhändler vereinen jetzt rund 75% der Umsätze auf sich. Die Ernährungsindustrie ist deshalb gut beraten, ihr Auslandsgeschäft weiter auszubauen, das 2008 bereits zu mehr als einem Viertel des Umsatzes beitrug, um die Kundenbasis zu erweitern.
Eine wichtige gesamtwirtschaftliche Funktion wird auf die Ernährungsindustrie im Jahr 2009 zukommen. Während andere Branchen massive Auftragsrückgänge verzeichnen und mit täglich neuen Hiobsbotschaften aufwarten, wird die Ernährungsindustrie ihre Rolle als Konjunktur stabilisierender Wirtschaftszweig unter Beweis stellen.
Derzeit sind ca. 530.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den 5.800 Betrieben der Ernährungsindustrie beschäftigt. Konjunkturbedingte Entlassun-gen des Stammpersonals erwartet die BVE nicht in größerem Umfang, solange der private Konsum sich als Stützpfeiler der Konjunktur erweist.
Privaten Konsum stützen
An die Politik richtet die BVE vor allem die Forderung, den Menschen „mehr netto vom Lohn“ zu lassen und da, wo es notwendig ist, mitzuhelfen Arbeitsplätze zu sichern. Nur so wird es gelingen, dass sich die Bürger beim privaten Konsum auch weiterhin nicht entmutigen lassen.
Die Politik muss auch sicherstellen, dass die Finanzierung der Wirtschaft gewährleistet ist. Banken und Kreditversicherer müssen die Unternehmen weiter mit Geld versorgen, damit die Geschäftsaktivitäten in der realen Wirtschaft nicht eingeschränkt werden. Finanzierungsprobleme bereiten auch der Ernährungsindustrie Sorge. Ein Viertel der Unternehmen klagte in der BVE-Konjunkturumfrage über Probleme bei der Kreditvergabe für neue Investitionen. Zusätzliche Schwierigkeiten bringen die Kreditversicherungen mit sich. 30% der Befragten konstatieren schlechtere Versicherungskonditionen – bei Lieferungen an Auslandskunden finden wegen der Länderrisiken sogar Aufkündigungen der Versicherungsverhältnisse statt.
Moderate Preisentwicklung bei Lebensmitteln
Die internationalen Rohstoffbörsen erlebten bis Mitte 2008 eine bis dato nicht gekannte Rallye. Gestiegene Agrarrohstoffpreise sowie höhere Kosten für Energie, Transport und Verpackung schlugen auch bei den weiterverarbeitenden Betrieben der Ernährungsindustrie durch und konnten nur teilweise in den Preisen an den Handel und die Verbraucher weitergegeben werden. Die ohnehin schwache Ertragslage der überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen wurde dadurch weiter beeinträchtigt.
Der Preisanstieg bei Lebensmitteln konnte in der zweiten Jahreshälfte 2008 deutlich gebremst werden. Bei einzelnen Produktsparten wie Molkereiprodukten waren zuletzt spürbare Preisrückgänge zu beobachten. Bei Süßwaren, Brot- und Getreideerzeugnissen sowie Fleisch- und Fleischwaren legten die Preise im November etwas zu.
Für 2009 erwartet die BVE eine weitere Normalisierung der Preise bei Lebensmitteln.
Auf Eigenverantwortung in der Verbraucherpolitik setzen
Das Wahljahr 2009 wird die Ernährungsindustrie nutzen müssen, um sich für eine Verbraucherpolitik einzusetzen, die auf Eigenverantwortung und mündige Verbraucher setzt.
Die Ernährungsindustrie ist sich ihrer Verantwortung für ein vielfältiges, sicheres und hochwertiges Lebensmittelangebot bewusst, sie stellt dies täglich dem Verbraucher zur Verfügung. Aus einer nie zuvor gekannten Vielfalt können die Verbraucher nach ihren Vorlieben und Bedürfnissen auswählen und sich damit gesund ernähren. Die Unternehmen geben dazu die notwendigen Informationen. So tragen gut ¾ der verpackten Lebensmittel eine Nährwertkennzeichnung, die über Kalorien und den Gehalt zumindest an Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten, vielfach aber auch deutlich darüber hinaus, informiert. Mit diesen Angaben erhält der Verbraucher eine objektive Information, die ihm hilft, sich beispielsweise kalorienbewusst zu ernähren. Eine wertende Ampelkennzeichnung würde die Verbraucher in die Irre führen, da ein roter Punkt – wie Umfragen ergeben haben – fälschlicher Weise als „Stoppsignal“ interpretiert wird.
Die BVE setzt sich dafür ein, dass die deutsche Politik von dieser unsäglichen Diskussion Abschied nimmt; die Ampel hat im Übrigen in Brüssel auch keine Chance, weil sich bis auf Großbritannien kein Mitgliedsstaat dafür ausspricht.
Verantwortungsvoller Alkoholkonsum – aber kein Dirigismus
Kritisch steht die BVE auch einer Reihe von Vorschlägen gegenüber, die in einen Nationalen Aktionsplan zur Alkoholprävention aufgenommen werden sollen, den die Drogenbeauftragte der Bundesregierung derzeit vorbereitet.
Der Alkoholmissbrauch - insbesondere bei Kindern und Jugendlichen - bereitet auch der Wirtschaft große Sorge. Die deutsche Brau- und Spirituosenindustrie setzt sich in vielfältiger und verantwortungsvoller Weise für einen verantwortungsvollen Konsum ein.
Die Wirtschaft wehrt sich aber gegen populistische, in der Sache untaugliche Vorschläge. Es ist nicht Aufgabe des Staates, auf eine Senkung des Alkoholkonsums insgesamt hinzuwirken; dies würde diejenigen, die schon immer verantwortungsbewusst mit diesem Genussmittel umgehen diskreditieren, den von Alkoholmissbrauch Betroffenen und Gefährdeten jedoch nicht helfen. Mit einer Einschränkung der Werbung für alkoholhaltige Getränke oder des Sponsorings ist die Wirtschaft nicht einverstanden. Auch dies hilft den Betroffenen nicht und es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass Werbung zum Alkoholmissbrauch verführt. Die Bundesregierung selbst hat sich in ihrem im Dezember 2008 vorgelegten Medien- und Kommunikationsbericht eindeutig gegen weitere Werbebeschränkungen und -verbote auf nationaler oder europäischer Ebene ausgesprochen und angekündigt, sie werde „allen darauf gerichteten Bestrebungen entgegentreten“. Die vorhandenen Regelungen würden dem Verbraucher- und Gesundheitsschutz angemessen Rechnung tragen. Dies ist der Maßstab, an dem sich auch ein Nationales Aktionsprogramm zur Alkoholprävention auszurichten hat.
Dirigistische Eingriffe in den Markt beispielsweise durch erhöhte Steuern auf alkoholhaltige Getränke oder auch Pläne, den Verkauf von alkoholhaltigen Getränken beispielsweise an Tankstellen zu bestimmten Uhrzeiten zu verbieten, lehnt die BVE ab. Dies alles sind Alibimaßnahmen, die den Betroffenen nicht helfen, den Branchen jedoch großen Schaden zufügen. Statt weitere Reglementierungen vorzusehen, müssen vielmehr die bestehenden Gesetze wie das Jugendschutzgesetz strikt angewendet und diese Anwendung wirksam kontrolliert werden. Es geht darum, vor allem Jugendliche fit für einen verantwortungsbewussten Umgang mit alkoholhaltigen Getränken zu machen; hingegen kann es nicht Ziel sein, alkoholhaltige Getränke, die unverzichtbare Elemente unserer Genusskultur sind, zu verunglimpfen.
„Power fürs Leben – Essen und Bewegen“
Namhafte Unternehmen der Ernährungsindustrie (Ferrero, Nestlé, Unilever, Coca-Cola, Chiquita, Abraham, Kühne) und Organisationen (HDE, Welthunger-hilfe, CMA) präsentieren mit „Power fürs Leben – Essen und Bewegen“ zum zweiten Mal eine attraktive Ausstellung für die ganze Familie auf der Internationalen Grünen Woche 2009. Aktuelle Themen der Lebens-mittelverarbeitung, der Ernährung und der Information sind bei den Verbrauchern stark gefragt. Mit 150.000 Besuchern war der „Power-Stand“ schon 2008 einer der großen Anziehungspunkte auf der Grünen Woche. 20.000 aktive Kinder und Jugendliche sorgten für viel Leben.
Die Initiatoren des Gemeinschaftsauftrittes, die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) präsentieren in Halle 1.2 einen umfangreichen Ausstellungsbereich mit dem Schwerpunkt „Nährwertinformation“. Einblicke in die moderne Verarbeitung von Lebensmitteln erhalten die Besucher unter dem Motto „Preiswerte Lebensmittel“. An anschaulichen Beispielen kann man erleben, welche Leistung moderne Lebensmittel für unsere Lebensführung erbringen.
Die Angebote der Lebensmittelwirtschaft für eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit Genuss stehen erneut im Mittelpunkt des Auftrittes. Zahlreiche Bewegungsangebote für Kinder und Jugendliche – aber auch Erwachsene ergänzen das informative Programm. Täglich gibt es Kochshows unseres Partners tv.gusto mit Rezepten für die ganze Familie sowie ein Bühnenprogramm mit interaktiven Quizformaten z.B. für Schulklassen.
Internationales Forum Agrar- und Ernährungswirtschaft
Die Sicherung der Welternährung ist eine der großen Herausforderungen für die Zukunft der Menschheit. Die Preisentwicklungen auf den Agrarmärkten in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass die damit verbundenen Fragen globale Antworten erfordern, die Politik und Wirtschaft nur gemeinsam finden können. Mit dem Forum Internationale Grüne Woche (FIGW) wird der Grundstein für ein globales Dialogforum gelegt, auf dem zu Beginn eines jeden Jahres in Berlin die großen Fragen der Welternährung diskutiert werden. Das FIGW ruht auf zwei Säulen: der von der Bundesregierung organisierten Internationalen Agrar-ministerkonferenz sowie dem erstmalig ausgerichteten Berliner Agrarminister-gipfel und dem Beitrag der Wirtschaft, dem neugeschaffenen Internationalen Forum Agrar- und Ernährungswirtschaft (IFAE).
Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), der Deutsche Bauernverband (DBV), die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft führen gemeinsam das erste IFAE unter dem Thema „Welternährung 2020 – Innovative Lösungen bei begrenzten Ressourcen“ durch. Über tausend Experten der Agrar- und Ernährungswirtschaft aus aller Welt kommen hier zusammen, um neue Lösungsansätze und Modelle vorzustellen, nachhaltige Akzente in der globalen Debatte zu setzen und konkrete Handlungsempfehlungen zu diskutieren. Neben der Plenarveranstaltung „Welternährung 2020“ widmen sich drei Panels den Fragen, mit welchen Strategien die Agrar- und Lebensmittelwirtschaft auf den Klimawandel reagiert, wieso die lange vernachlässigte Landwirtschaft heute wieder als Schlüssel für globale Entwicklungsprozesse betrachtet wird und warum die Sicherung der Tiergesundheit einen entscheidenden Beitrag zur Versorgung der Menschheit mit gesunden Nahrungsmitteln leistet. Wir laden Sie herzlich ein daran teilzunehmen.
Ein Datenplan "Kennzahlen der Ernährungsindustrie" steht
hier zum Download für Sie bereit.