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Statement Dr. Sabine Eichner zur Anuga-Pressekonferenz 20.09.2011
Ernährungsindustrie in robuster Verfassung
Qualität liegt im Trend
Deutsche Lebensmittel international erfolgreich
20.09.2011, Köln
Die Ernährungsindustrie erzielt nach Hochrechnungen der BVE in den ersten neun Monaten 2011 einen Branchenumsatz von 122 Mrd. Euro. Das deutliche nominale Wachstum von 9% gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist vor allem auf eine starke Dynamik im Exportgeschäft und Preisanpassungen aufgrund gestiegener Rohstoffpreise zurückzuführen. Preisbereinigt steigt der Umsatz um 2,4%.
Internationale Erfolge für deutsche Lebensmittel
Wachstumsmotor für die Ernährungsindustrie ist schon seit Jahren das Exportgeschäft. Mit einer Steigerung von 11,5% erreichen die deutschen Lebensmittelausfuhren in den ersten drei Quartalen 2011 einen neuen Rekordwert von 33,9 Mrd. Euro. Insbesondere außerhalb der EU, wie z.B. in Russland, konnte die Marktpräsenz deutlich verbessert werden.
Die positiven Exporterwartungen der Exportleiter, die im „Exportbarometer der Deutschen Ernährungsindustrie“ vom Mai 2011 zum Ausdruck gebracht wurden, scheinen somit eingetroffen zu sein.
Das Auslandsgeschäft der Ernährungsindustrie hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt und trägt heute rund 28% zum Gesamtumsatz bei. Zu den wichtigsten Exportprodukten zählen die Erzeugnisse der Fleisch- und Milchindustrie, die mit 20% und 16% zum Export beitragen. Es folgen Süßwaren mit 12% und alkoholische Getränke mit 8%.
Rund 80% der deutschen Lebensmittelexporte werden in der EU abgesetzt. Der Export in Drittländer ist noch steigerungsfähig – positive Entwicklungen zeichnen sich für die Schweiz ab, die seit 1.7.2010 die Einfuhren aus der EU erleichtert hat. Aber auch in Russland, den USA und China gewinnen die deutschen Hersteller zunehmend Marktanteile. Die Exporte in diese Länder legten im 1. Halbjahr 2011 zweistellig zu.
Die Präsenz auf der internationalen Leitmesse für Lebensmittel und Getränke, Anuga, wird dazu beitragen, die Geschäftsverbindungen zum Ausland weiter zu stärken.
Lebensmittelmarkt leidet unter verregnetem Sommer
Die Geschäftslage in Deutschland wird von den Lebensmittelherstellern schlechter als noch im Frühjahr 2011 beurteilt. Der verregnete Sommer erschwerte den Absatz von typischen Saisonartikeln. Ob Grillfleisch und Grillzutaten, Bier, Erfrischungsgetränke und Mineralwasser oder Eiscreme – bei schlechtem Wetter haben die Verbraucher schlichtweg dafür nur geringeren Bedarf. So verzeichneten diese Branchen mengenmäßige Einbußen von 10 bis 30%.
Rohstoffe sind weiter ein Sorgenkind
Zu schaffen machen den Unternehmen die nach wie vor hohen Agrarrohstoffpreise, die ihre Ertragslage belasten. Die Preise für die wichtigsten Rohstoffe lagen im September 2011 nach Angaben des Hamburger Weltwirtschaftsinstitutes immer noch um ein Drittel höher als vor einem Jahr. Die Ernteergebnisse 2011 in Deutschland sind vielfach enttäuschend, besonders bei Weizen und Gerste. Rohstoffkosten bleiben also weiterhin eine große Herausforderung für die Unternehmen.
Die Verbraucher müssen sich aber dennoch keine Sorgen machen. Die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke lagen im August 2011 um 3,0% höher als im August 2010. Im Gegensatz zum Trend der Vormonate gingen die Preise im August 2011 sogar leicht zurück (-0,6%).
Die internationale Versorgungssituation mit Nahrungsmitteln ist auch das Thema der Business Leaders' Initiative, bestehend aus BVE, DBV, DLG, OA und GIZ, die am 9. Oktober 2011 auf der Anuga erstmals eine Veranstaltung zum Thema „Food Security: A Global Challenge for Business Leaders and Governments“ durchführen wird, zu der Bundesministerin Ilse Aigner und führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik erwartet werden.
Geschäftserwartungen
Für die nächsten sechs Monate rechnen die Unternehmen mit einer stabilen Geschäftslage und weiter hohem Kostendruck, wie aus dem ifo-Geschäftsklimaindex vom August 2011 für die Ernährungsindustrie hervorgeht. Knapp 20% der Unternehmen gehen von einem leichten Beschäftigungsabbau in den kommenden Monaten aus. Nach wie vor positiv sind die Erwartungen an das Exportgeschäft in diesem Jahr.
Voraussetzung für eine stabile Geschäftsentwicklung in der Ernährungsindustrie ist eine positive Konsumstimmung bei den Verbrauchern. Trotz Euro- und internationaler Schuldenkrise hat sich die Konsumlaune in Deutschland bis jetzt nur wenig eingetrübt. Die Verbraucher sehen zwar Konjunkturrisiken insgesamt, mit ihrer persönlichen Situation sind sie aber weiter zufrieden. Das liegt vor allem an der guten Situation am Arbeitsmarkt.
Markttrend geht zu Qualität
Die deutschen Verbraucher legen beim Einkauf mehr Wert auf Qualität. Dieser Trend zeichnet sich bereits seit längerer Zeit ab und er verfestigt sich. Qualität liegt mit dem Preis als Entscheidungskriterium beim Einkauf fast gleichauf, wie die GfK Panel Services Deutschland feststellt.
Für die Ernährungsindustrie und den Handel liegen darin Chancen für mehr Wertschöpfung. Die BVE wird gemeinsam mit der GfK am 7. Okt. 2011 die Verbraucherstudie „Consumers' Choice 2011“ zum Thema „Lebensmittelqualität im Verbraucherfokus: Chancen für Ernährungsindustrie und Handel“ vorstellen, in der 30.000 Haushalte zu ihren Qualitätseinstellungen zu Lebensmitteln befragt wurden.
Verbraucherpolitik
Die Lebensmittelwirtschaft stellt dem Verbraucher in nie gekannter Vielfalt, Qualität und Sicherheit ein Angebot von 160.000 Artikeln zur Verfügung, aus dem jeder sich gesund und seinen Wünschen entsprechend, ernähren kann. 85% der Deutschen schätzen die Qualität der Lebensmittel laut Allensbach-Institut als gut bis sehr gut ein.
Dennoch wird die Lebensmittelbranche von einigen NGOs unter den Generalverdacht gestellt, den Verbraucher in vielfacher Hinsicht übervorteilen zu wollen. Die Politik reagiert darauf mit populistischen Maßnahmen, die die Wirtschaft belasten und ihre Rechte einschränken.
So ist das mit Steuergeldern in Höhe von 750.000 € finanzierte Internetportal „Lebensmittelklarheit“ aus Sicht der Wirtschaft ein öffentlicher Pranger, an den legale Produkte eines ganzen Wirtschaftszweiges gestellt werden können, wenn sie dem subjektiven Empfinden Einzelner nicht entsprechen.
Über diese Entwicklungen in der Verbraucherpolitik ist die Wirtschaft in hohem Maße besorgt, weil rechtlich einwandfreie Produkte von einer nicht legitimierten Instanz öffentlich abgewertet werden, mit allen negativen Folgen für das Unternehmen und seine Arbeitsplätze.
Die Ernährungsindustrie hat ein hohes Interesse an einer Verbesserung des „Wissens um Lebensmittel“ in der breiten Bevölkerung. Sie bietet Verbrauchern vielfältige Informationen über ihre Produkte, die Herstellung und ihre Herkunft und steht mit ihren Kunden und den Verbraucherorganisationen ständig im Dialog.
Ein Datenblatt mit Kennzahlen der deutschen Ernährungsindustrie Januar bis September 2011 steht
hier zum Download bereit.