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Exportklima in der Ernährungsindustrie weiter verbessert – Potenziale in Russland und China
16.12.2010, Berlin/Frankfurt
Der Exportklimaindex der Ernährungsindustrie hat sich im Dezember 2010 leicht verbessert und lag mit 41 Punkten um 5% höher als im Mai. Die aktuelle Geschäftslage wird derzeit von den Unternehmen deutlich positiver eingeschätzt als vor einem halben Jahr. Insbesondere von Märkten außerhalb der EU erwartet die Branche eine Belebung des Exportgeschäftes. Etwas weniger euphorisch als im Sommer sind die Erwartungen für das Exportgeschäft in den kommenden sechs Monaten – der Index der Geschäftserwartungen ging um 11% zurück. Die Exportleiter der Ernährungsindustrie gehen davon aus, dass sich die wirtschaftliche Erholung in den Auslandsmärkten verlangsamt fortsetzen wird.
„Nach einem Einbruch im Krisenjahr 2009 hat das Exportgeschäft 2010 wieder an Fahrt aufgenommen und knüpft damit an die Dynamik der vergangenen Jahre an. Gerade für die kleinen und mittelständischen Unternehmen der Ernährungsindustrie wird das Exportgeschäft immer wichtiger“, kommentiert Dr. Sabine Eichner Lisboa, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), die aktuellen Ergebnisse des Exportbarometers der deutschen Ernährungsindustrie, das die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) bereits zum zweiten Mal im Auftrag der BVE erstellt hat.
Für das Exportbarometer wurden vom 17. November bis 3. Dezember 2010 400 Geschäftsführer und Exportleiter befragt. Die Umfrage bietet einen umfassenden Überblick über die aktuelle Exportkonjunktur in der Ernährungsindustrie und wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert. Der Exportklimaindex wird aus der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage und der Erwartung für die nächsten sechs Monate errechnet. Theoretisch möglich sind Indexwerte auf einer Skala von minus 100 (alle Befragten beurteilen sowohl die Lage als auch die Perspektiven negativ) bis plus 100 (alle Beurteilungen fallen positiv aus).
Entwicklung nach Absatzmärkten
Rund 84% der deutschen Lebensmittelexporte werden innerhalb der Europäischen Union abgesetzt. Zu den wichtigsten Absatzmärkten zählen die Niederlande, Frankreich, Österreich und Italien. Die im Sommer noch sehr guten Erwartungen für das Auslandsgeschäft mit Dänemark haben sich etwas verschlechtert und auch im spanischen Markt rechnen mittlerweile 14% der Befragten mit sinkenden Absätzen. Positiv haben sich die Erwartungen an Italien entwickelt – immerhin 42% rechnen mit steigenden Exporten.
Große Erwartungen setzen die Unternehmen an die Geschäftsentwicklung in Russland. Russland ist derzeit der wichtigste Drittlandsmarkt für deutsche Lebensmittel. Knapp 60% der Befragten rechnen mit weiter steigenden Exporten nach Russland. Allerdings sind für 40% die mangelnde Rechtssicherheit und die Unsicherheit bezüglich der Handelspartner in Russland entscheidende Hemmnisse für die weitere Markterschließung.
"Die russische Regierung hat im laufenden Jahr mehrere Gesetze und Richtlinien zum Schutz der eigenen Agrar- und Ernährungswirtschaft erlassen, die Exporte erschweren und verteuern könnten. Eigene Produktionsstätten vor Ort werden auch für deutsche Lebensmittelhersteller immer wichtiger", kommentiert Gerd Bovensiepen, Partner und Leiter des Competence Center Retail & Consumer bei PwC.
Äußert positiv entwickeln sich auch die Absatzerwartungen für den zweitgrößten Drittlandsmarkt der Ernährungsindustrie, die USA. 62% rechnen mit steigenden Absätzen; im Sommer lag der Anteil noch bei 42%.
Weniger optimistisch schätzen die Exportleiter die Absatzmöglichkeiten in Japan ein. Rechneten im Sommer noch über 50% mit einem Plus, so ging der Anteil in der Dezember-Befragung auf 37% zurück; 16% rechnen sogar mit sinkenden Exporten nach Japan.
China ist von der deutschen Ernährungsindustrie ein noch kaum bedienter Markt. Dass dies nicht so bleiben wird, zeigt das aktuelle Ergebnis der Befragung. 83% erwarten in den nächsten sechs Monaten steigende Exporte nach China.
Aufstrebende Schwellenländer wie Indien und Brasilien spielen vorerst nur eine untergeordnete Rolle als Absatzmarkt. Neben marktspezifischen Eigenheiten und kulturellen Unterschieden sind es vor allem die unzureichenden Kontaktmöglichkeiten, die die deutschen Lebensmittelexporteure an einer weiteren Markterschließung hindern.
"Die BRIC-Staaten werden allein aufgrund ihrer Bevölkerungsgröße immer wichtigere Zielmärkte. Mit steigendem Wohlstand werden sich die Konsumgewohnheiten weiter an die der Industrienationen angleichen. Dieses Potenzial sollten die Unternehmen im Auge behalten", sagt Bovensiepen.
Branchenergebnisse
Zu den Hauptexportgütern der Ernährungsindustrie zählen neben Fleisch- und Milchprodukten Süßwaren und Getränke. Obwohl die aktuelle Lage im Exportgeschäft von den Süßwarenherstellern nicht ganz so positiv eingeschätzt wird wie noch im Mai, erwarten immerhin 56% eine Steigerung der Auslandsumsätze in den nächsten sechs Monaten. Die Geschäftslage in der exportorientierten Fleischwirtschaft hat sich im Dezember deutlich verbessert gegenüber dem Sommer. Sehr positiv hat sich die Einschätzung des aktuellen und zukünftigen Exportgeschäfts bei den Obst- und Gemüseverarbeitern entwickelt – 46% der Befragten erwarten steigende Auslandsumsätze in den nächsten sechs Monaten. Insgesamt immer noch gut, aber weniger euphorisch als im Sommer, schätzen die Brauereien ihre aktuelle und zukünftige Lage im Exportgeschäft ein.
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Dr. Sabine Eichner Lisboa
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