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Ernährungsindustrie startet mit Schwung in 2007
Rohstoffpreise machen Sorge/ Verbraucher achten verstärkt auf Qualität
09.05.2007, Berlin
Die Ernährungsindustrie hat den positiven Schwung aus dem Geschäftsjahr 2006 halten können. Nach Schätzungen der BVE erzielte die Ernährungsindustrie im ersten Quartal 2007 einen Umsatz von 36 Mrd. Euro; dies bedeutet ein Plus von 3,7% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch der Export läuft weiter auf Hochtouren. In den ersten drei Monaten wurden bereits Lebensmittel im Wert von 7,8 Mrd. € exportiert. Mit einem Wachstum von 10,9% sind die Ausfuhren nach wie vor wichtigster Wachstumsträger der Branche.
Das Geschäftsjahr 2006 hatte die Ernährungsindustrie mit einem Umsatzvolumen von 138,2 Mrd. € und einem nominalen Wachstum von 3,4% abgeschlossen. Preisbereinigt stieg der Umsatz um 2,2%. Die Ausfuhren überschritten 2006 erstmals die 30-Mrd.-€-Grenze und erreichten nach BVE-Berechnungen 32,1 Mrd. €. Im Inland kam es im hart umkämpften Lebensmittelmarkt nur zu einer Umsatzsteigerung von 1,8% auf 106,1 Mrd. €.
Der deutliche Rückgang der Arbeitslosigkeit trägt eindeutig zu einer Belebung des privaten Konsums bei. Die Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute gehen von einem Konsumzuwachs von 2,5% in 2007 aus. Die Arbeitslosenquote wird für 2007 auf 8,7% geschätzt mit weiter sinkender Tendenz. Die Entspannung am Arbeitsmarkt gibt der Bevölkerung mehr Sicherheit und führt zu höherer Ausgabebereitschaft.
Die steigende Zuversicht hat nach GfK-Angaben jetzt auch die breite Mitte der Bevölkerung erreicht, die gemeinsam mit den „Besserverdienenden“ dafür sorgen, dass wieder mehr und höherwertiger konsumiert wird. Die Haushalte haben bereits 2006 bei Lebensmitteln wieder stärker zu qualitativ hochwertigen Produkten gegriffen – dies ist deutlich abzulesen an den durchschnittlich bezahlten Preisen für Güter des täglichen Bedarfs. Dem Handel hat das gestiegene Qualitätsbewusstsein 2006 nach Angaben der GfK 2 Mrd. € mehr Umsatz beschert.
Die Umsätze mit Gütern des täglichen Bedarfs im Einzelhandel stiegen im ersten Quartal 2007 um 2,3%. Damit stellt sich heraus, dass die höhere Mehrwertsteuer 2007 voraussichtlich keinen spürbaren Nachfrageeinbruch auslösen wird. Eine positive Umsatzentwicklung verzeichneten vor allem die alkoholfreien und alkoholischen Getränke sowie die Süßwaren. Der positive Trend muss allerdings im Zusammenhang mit dem guten Frühjahrswetter und dem Osterfest gesehen werden.
Wichtige Impulse bekommt der Lebensmittelmarkt von den Frischewarengruppen. Im ersten Quartal wuchsen die Haushaltsausgaben für diese Sortimente um 3,5%. Vom Verbrauchertrend zu höherwertigen Produkten profitieren hier vor allem die Bio-Hersteller. Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln hat sich 2006 laut GfK auf schätzungsweise 4,8 Mrd. € (+17% gegenüber 2005) erhöht. Die Akzeptanz bei den Verbrauchern für diese Produkte steigt weiter.
Die gestiegene Qualitäts- und Markenorientierung im Einkaufsverhalten der deutschen Verbraucher ist für die Ernährungsindustrie eine sehr erfreuliche Botschaft, die gute Perspektiven für eine innovative und qualitätsorientierte Weiterentwicklung der Angebotspalette schafft. Dennoch bleibt der Preis für die Konsumenten als Einkaufskriterium weiterhin eine treibende Kraft.
Der anhaltende Markterfolg der Discounter ist ein deutliches Zeichen dafür; diese konnten ihren Marktanteil 2006 bei Lebensmitteln mit einem überdurchschnittlichen Umsatzwachstum von 6,1% auf 41,9% steigern. Dieser Trend ist auch im ersten Quartal 2007 ungebrochen. Er setzt die Ernährungsindustrie und den übrigen Lebensmittelhandel unter einen immensen Preisdruck.
Ernährungsindustrie besorgt über Entwicklung an den Rohstoffmärkten
Vor diesem Hintergrund sieht die Ernährungsindustrie die Entwicklung an den Rohstoffmärkten mit großer Sorge. Im ZMP-Verbraucherpreispanel „Frische“ zeigen sich bereits seit dem Sommer 2006 deutliche Preisanstiege bei Frischeprodukten, die auf Angebotsverknappungen durch Hitze und Trockenheit in Deutschland und Europa zurückgehen. In den Bereichen Kartoffeln (+32,3%), Gemüse (+15,5%), Obst (+4,5%), Geflügel (+8,8%) und Speiseöl (+7,3%) waren die Steigerungen in den zurückliegenden 12 Monaten seit April am kräftigsten.
Die Trockenheit der vergangenen Wochen wird sich ohne ausreichenden Regen auf die Ernten von Getreide, Mais, Rüben sowie Obst und Gemüse nachteilig auswirken und den Preisaufwärtstrend für 2007 erhalten.
Grund sind die alarmierenden Ernteprognosen für dieses Jahr. Aufgrund anhaltender Trockenheit in Deutschland und Europa werden größere Ausfälle besonders bei der Getreideernte aber auch bei anderen Kulturen wie Obst und Gemüse oder Ölsaaten befürchtet. Die Minderernten werden zu Preissteigerungen führen, die nicht durch verstärkte Importe aus Drittländern abgefangen werden können. Denn während Europa unter Dürre leidet, ist es in Teilen der großen Erzeugergebiete für Getreide in Nordamerika zu feucht. Zudem hat später Frost die Winterweizenernte im Südwesten der Vereinigten Staaten in noch nicht bekanntem Ausmaß dezimiert. Auch in den kanadischen Prärieprovinzen sind die Bedingungen nach Darstellung von Fachleuten alles andere als ideal für die neuen Sommerernten, und die Erzeugergebiete in Australien haben sich noch immer nicht von der Dürre des vergangenen Jahres erholt.
Die Ernährungsindustrie geht deshalb von Preissteigerungen auch für die verarbeiteten Erzeugnisse aus. Besonders betroffen werden solche Produkte sein, bei denen die Rohstoffkosten den wesentlichen Anteil an den gesamten Produktionskosten darstellen. Die Verbraucher müssen sich deshalb auf steigende Lebensmittelpreise einstellen. Allerdings muss beachtet werden, dass die Entwicklung der Lebensmittelpreise seit Jahren unterdurchschnittlich im Vergleich zum Anstieg der allgemeinen Lebenshaltungskosten verläuft. Dies war auch 2006 der Fall, in dem die Lücke zwischen allgemeinem Index und Nahrungsmittelindex fast 7 Indexpunkte betrug.
In dieser Situation ist es für die Ernährungsindustrie wesentlich, dass sich bei den anderen wichtigen Kostenbestandteilen keine Nachteile zu den Wettbewerbern ergeben. Insoweit fordert die BVE die Bundesregierung auf, den wirtschaftspolitischen Reformkurs voranzutreiben und erinnert die Gewerkschaften an eine maßvolle Lohngestaltung.
Downloads (PDF-Dateien)
"Die deutsche Ernährungsindustrie im Überblick 1. Quartal 2007"
"Die deutsche Ernährungsindustrie im Überblick 2006"
"Preisindes der Lebenshaltung"
"(Neuer) ZMP-Verbraucherpreisindex Frische"