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Europäische Ernährungsindustrie unterzeichnet Verhaltenskodex für mehr Nachhaltigkeit
05.07.2021, Berlin
Frans Timmermans, Vizepräsident der Europäischen Kommission, und die EU-Kommissare Stella Kyriakides (Gesundheit und Lebensmittelsicherheit) und Thierry Breton (Binnenmarkt) haben heute den EU-Verhaltenskodex für verantwortungsvolle Geschäfts- und Marketingpraktiken in der Lebensmittelkette zur Unterschrift und Beteiligung für Unternehmen und Verbände freigegeben. FoodDrinkEurope, der europäische Dachverband der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, hat den EU-Verhaltenskodex als einer der ersten Verbände der Branche unterzeichnet. Mit dem EU Verhaltenskodex verpflichtet sich die Branche, sieben Nachhaltigkeitsziele umzusetzen, darunter klimaneutrale Lebensmittelketten, eine optimierte Kreislaufwirtschaft, die Reduktion von Lebensmittelabfällen und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum.
Der Verhaltenskodex ist Teil der Farm to Fork-Strategie der EU-Kommission, die Unterzeichner verpflichten sich zu Zielen und Fortschrittsberichten, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. Er gilt als Prolog für das Gesetz der EU-Kommission zu nachhaltigen Lebensmittelsystemen, das für 2023 geplant ist.
BVE und Lebensmittelverband haben als Mitglieder von FoodDrinkEurope intensiv an der Gestaltung des Kodex mitgearbeitet. „Uns war wichtig, auf freiwilliger Basis Verpflichtungen einzugehen, solang der Regulierungsrahmen durch den Green Deal noch nicht abgeschlossen ist. Wir setzen uns dafür ein, dass der Kodex für alle Unternehmen anwendbar ist und bspw. bereits bestehende Instrumente und vorhandene Daten sinnvoll integriert werden können, statt doppelten Aufwand zu erzeugen“, sagt Stefanie Sabet, Geschäftsführerin und Leiterin des Brüsseler Büros der BVE.
Die Ernährungsindustrie ist bereit, die Vorreiterrolle beim Thema Nachhaltigkeit zu übernehmen, die ihr die Politik zugedacht hat. Allerdings dürften die Unternehmen nicht überfordert werden.
„Das Problem ist die Parallelität der Anforderungen: Gerade kleine und mittelständische Betriebe, die 90% der Lebensmittelhersteller ausmachen, können nicht gleichzeitig die Verpackungen oder Produktionslinien umstellen, Ernährungs-, Klima- und Tierwohllabel einführen, klimaneutral werden bzw. umfassende Methoden zur Datenerhebung und -auswertung für die gesamte Lieferkette implementieren. Das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele ist ein Prozess, der sowohl personell als auch wirtschaftlich in den Unternehmen umsetzbar sein muss. Man darf nicht vergessen: Wir konkurrieren auf dem EU-Markt ebenso wie im Export mit Unternehmen aus der ganzen Welt, wo die gesetzlichen Anforderungen teilweise deutlich niedriger sind. Wer die europäischen Hersteller überfordert, betreibt Strukturpolitik, die am Ende zu Abwanderung oder Geschäftsaufgabe führen kann“, so Sabet weiter.
Mehr Informationen unter
fooddrinkeurope.eu
Die Ernährungsindustrie ist mit einem jährlichen Umsatz von 185 Mrd. der viertgrößte Industriezweig Deutschlands. Über 610.000 Beschäftigte in 6.100 Betrieben versorgen die Verbraucher mit hochwertigen und preiswerten Lebensmitteln. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 33 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.