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Convenience: Zwischen Alltag und Innovation
19.11.2019
Tiefkühlpizza, Fischstäbchen oder Gerichte aus der Konserve – all diese Produkte, die seit den 50er/60er Jahren unser Leben revolutioniert haben, sind heutzutage alltäglicher Bestandteil des Lebensmittelangebots in Deutschland. Welche Trends es bei Convenience auch heute noch gibt, haben wir gemeinsam mit Innova Market Insights untersucht. Unsere Studie zeigt: Convenience ist damals wie heute einer der stärksten Treiber für Innovationen innerhalb der Ernährungsindustrie. Das genaue Ausmaß der Innovationskraft von Convenience-Produkten erläutert uns Dominik Herwald, Teamleiter DACH bei Innova Market Insights, im Interview.
BVE: Sie haben gemeinsam mit uns die Studie „Einfach lecker – Trends bei Fertigprodukten 2019“ durchgeführt. Was genau haben Sie untersucht?
Dominik Herwald: Wir haben Convenience explizit als einen Trend innerhalb der Lebensmittel- und Getränkebranche untersucht. Convenience wird als Trend oft wenig beachtet, lag in den letzten Jahren der Fokus doch hauptsächlich auf gesundheitlichen Aspekten oder sogenanntem „Clean Food“, aber Convenience ist ein übergeordneter Trend, der in alle Bereiche der Essens- und Getränkeinnovationen hineinwirkt.
BVE: Wie hat sich das Ansehen von Convenience-Produkten gewandelt?
Dominik Herwald: Über die Zeit hat sich hier viel verändert. Convenience war lange Zeit einer der Schlüsselaspekte von Innovationen, wenn es darum ging, ein Produkt an Konsumenten zu bewerben. Denken Sie an die Zeit, wenn Tiefkühlkost, Mikrowellenmahlzeiten, wiederverschließbare Plastikbeutel und vieles mehr den Verbrauchern vorgestellt wurden und wie bahnbrechend diese Lösungen für alltägliche Bedürfnisse damals waren. Heute sind viele dieser Eigenschaften in der Wahrnehmung der Konsumenten zur Normalität geworden.
Convenience spielte weiterhin eine wichtige Rolle, auch wenn sie vielleicht weniger aufregend als andere Trends – wie zum Beispiel Gesundheit, Clean Label oder andere Lifestyle-Aspekte – erschien. Die Entwicklungsmöglichkeiten von Convenience hielten an, besonders, wenn man sich die Bereiche von Haltbarkeit und Verpackung anschaut.
Heute ist Convenience zurück im Spotlight. Urbanisierung, Verschiebungen der Essgewohnheiten (Snacks vs. Mahlzeiten) und neue Lifestyles (wie das Erlebnis von High-Quality-Mahlzeiten zuhause) lieferten Ansatzpunkte für Convenience-Lösungen. Daher sind To-Go-Mahlzeiten, Snacking-Optionen, Fertiggetränke und –mahlzeiten mittlerweile treibende Faktoren für Innovationen rund um Convenience-Produkte.
BVE: Welche Ergebnisse haben Sie überrascht?
Dominik Herwald: Mich hat am meisten überrascht, dass Convenience manchmal als Plattform für Innovationen übersehen wird. Wenn man die Daten zu neuen Lebensmittel- und Getränkeprodukten betrachtet, sind Forderungen, die mit Convenience zusammenhängen, weit überlegen gegenüber denen, die sich nur auf Gesundheit, Nachhaltigkeit oder Genuss stützen. Allerdings bemerken die Verbraucher Aspekte, die der Convenience zuzuschreiben sind, oft nicht mehr, weil es zum Standard geworden ist, dass ein Produkt convienient ist – zusätzlich zu seiner Eigenschaft als lecker oder gesund. Die Schlussfolgerung lautet daher: Das Produkt kann sehr lecker oder gesund sein, wenn es nicht convienient ist, werden die Verbraucher es nicht (erneut) kaufen.
Convenience kommt eine Schlüsselrolle zu, wenn es um Innovationen geht und ist ein Muss bei der Entwicklung neuer Produkte.
BVE: Wir fragen oft nach den Innovationen von morgen. Wenn Sie sich die Ergebnisse anschauen, wie schmeckt dann die Zukunft? Welche
Produktneuheiten sind hier, um zu bleiben? Und was sind Ihrer Meinung nach Klassiker, die allen Veränderungen standhalten?
Dominik Herwald: Basierend auf unseren Beobachtungen und unseren Markteinsichten glauben wir, dass Convenience als übergeordnetes Thema stets bei zukünftigen Innovationen relevant sein wird. Die Art und Weise, wie Convenience konkret umgesetzt wird, mag sich verändern, aber
Fertiggerichte und –getränke, Mahlzeiten zum Mitnehmen sind eine sichere Sache. Wir können davon ausgehen, dass diese Faktoren ein starker Treiber von convienienten Innovationen bleiben. Darüber hinaus sind “Snackification”, ein geschäftiger Alltag und der Wunsch nach der unmittelbaren Lösung eines Bedürfnisses Indikatoren dafür, dass Convenience ein Segment ist, das bleiben wird.
Klassische oder traditionelle Convenience wird nicht verschwinden. Dieser Bereich umfasst alles, was mit Haltbarkeit/Erhaltung der Frische, Wiederverwendung, Wiederverschließbarkeit und einer Vereinfachung der Benutzung zu tun hat.
Im Hinblick auf die Zukunft ist zu erwarten, dass Convenience eine noch wichtigere Rolle in Verbindung mit anderen Trends spielen wird – also in einer Art Synergie. Dies betrifft Produkte, die einfach zu recyceln oder nachhaltig zu entsorgen sind, aber auch Produkte, die auf die individuellen Bedürfnisse der Verbraucher (zum Beispiel hinsichtlich bestimmter Nährstoffe oder Diäten) zugeschnitten sind.
BVE: Vielen Dank für das Interview, Herr Herwald!
Wenn Sie mehr zum Thema Convenience wissen möchten, finden Sie hier unsere Studie „Einfach lecker – Trends bei Fertigprodukten 2019“.