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BVE-Konjunkturreport Ernährungsindustrie 09/24: Deutliches Absatzminus im Juni, ifo-Index schwächelt ebenfalls
11.09.2024, Berlin
Konjunktur
Die deutsche Ernährungsindustrie musste im Juni 2024 einen deutlichen preisbereinigten Absatzrückgang um 7,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnen. Im Inland sank der Absatz um 5,2 Prozent, während das Minus im Auslandsgeschäft 10,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat betrug.
In nominalen Zahlen ausgedrückt betrug der Umsatz der Lebensmittelhersteller insgesamt 18,8 Milliarden Euro. Bei den Herstellern sank damit das Vorjahresergebnis nominal um 6,1 Prozent. Auf dem Inlandsmarkt erwirtschaftete die Branche einen Umsatz von 12,2 Milliarden Euro, was einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahresergebnis von nominal 5,2 Prozent bedeutet. Das Umsatzergebnis des Auslandsgeschäftes betrug 6,6 Milliarden Euro und sank damit nominal um 7,8 Prozent. Die Ausfuhrpreise stiegen dabei um plus 2,0 Prozent, während die Verkaufspreise im Inland mit 0,0 Prozent zum Vorjahresmonat gleichblieben. Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex sank zum Vorjahresmonat um 1,4 Prozent.
Rohstoffmärkte
Die Kosten für Agrarrohstoffe und Energie sind zwei der größten Kostenfaktoren in der Lebensmittelproduktion. Steigende Preise wirken sich verzögert auf die gesamte Wertschöpfungskette aus und haben Auswirkungen auf die Verkaufspreise der Ernährungsindustrie.
Agrarrohstoffe
Die Preisentwicklung an den globalen und regionalen Agrarrohstoffmärkten folgt den Angebots- und Nachfrageschwankungen. Der FAO Food Price Index für Weltmarktpreise wichtiger Nahrungsmittel sowie die nationalen Verkaufspreise landwirtschaftlicher Produkte sind daher bedeutende Indikatoren für die Preisentwicklungen.
Im Juni stiegen die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte im Vergleich zum Vormonat um 1,7 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahresmonat stiegen die Preise um 3,2 Prozent, während diese im Vergleich zum „Vorkrisenniveau“ (Anfang 2020) noch immer ca. 38 Prozent höher lagen. Die Preise von Produkten pflanzlicher Erzeugung stiegen dabei im Juni verglichen mit dem Vormonat um deutliche 3,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stehen diese bei einem Plus von 6,3 Prozent. Besonders stark stiegen dabei die Preise für Speisekartoffeln mit 52,9 Prozent sowie Obst mit 31,7 Prozent zum Vorjahresmonat. Produkte tierischer Erzeugung verbuchten im Juni mit einer Preissteigerung von 0,4 Prozent zum Vormonat einen moderateren Anstieg und stehen zum Vorjahresmonat bei einem Plus von 1,1 Prozent. Der Preisindex für Eier lag mit plus 8,8 Prozent über dem Preisniveau des Vorjahres, während das Preisniveau von Geflügel bei minus 7,1 Prozent stand. Verglichen mit dem „Vorkrisenniveau“ (Anfang 2020) ist der Teilindex für pflanzliche Produkte mit einem Zuwachs von knapp 48 Prozent deutlich stärker gestiegen als der Teilindex für tierische Produkte (ca. plus 22 Prozent).
Mit 120,7 Punkten sank der FAO Food Price Index im August zum Vormonat mit minus 0,3 Prozent und steht nun 1,1 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres, während der Wert im Juli um 0,2 Prozent nachträglich nach oben revidiert wurde. Während der Teilindex für Zucker mit minus 4,7 Prozent, der Teilindex für Fleisch mit minus 0,7 sowie der Teilindex für Getreide mit minus 0,5 Prozent nachgaben, stieg der Teilindex für Milchprodukte um 2,2 Prozent sowie der Teilindex für Öle um 0,7 Prozent zum Vormonat an.
Energierohstoffe
Laut Statistischem Bundesamt stiegen bei den Erzeugerpreisen gewerblicher Produkte im Juli die Preise für Erdgas (verflüssigt oder gasförmig) zum Vormonat um 1,5 Prozent und der Preis für Erdöl um plus 0,8 Prozent, während der Preisindex für Braunkohle um 1,1 Prozent sank. Trotz eines Rückgangs der Preise im Vergleich zum Zeitraum der „Energiekrise“ liegen die aktuellen Erzeugerpreise für Erdgas immer noch um gut 173 Prozent über über dem Niveau von Anfang 2020. Der Erzeugerpreis für Erdöl ist gut 38 Prozent höher als vor der Krise und der Preis für Braunkohle liegt etwa 45 Prozent über dem Niveau von Anfang 2020.
Ausblick: Geschäftsklima
Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmung und Erwartungen der Ernährungsindustrie. Die Sorgen vor einer anhaltenden konjunkturellen Stagnation belasteten die Stimmung in der Ernährungsindustrie. Die neuesten Daten zum ifo-Geschäftsklimaindex zeigten für den August eine weitere Eintrübung der Stimmung. Der Saldo des Geschäftsklimas verzeichnete einen Rückgang von 1,1 Punkten und steht mit 94,0 Punkten weiter unter der neutralen Marke von 100. Der Saldo der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage verschlechterte sich mit minus 1,2 Punkten und steht nun bei 96,5 Punkten. Der Saldo für die Geschäftserwartung (für die nächsten 6 Monate) sank ebenfalls und steht nun bei 91,4 Punkten: Die Anzahl der Hersteller mit negativen Geschäftserwartungen übersteigt dabei die der Hersteller mit positiven Erwartungen: 17,0 von 100 Befragten gehen von einer Verbesserung aus; 34,6 von einer Verschlechterung.
Konsumklima und Verbraucherpreise
Für die Stimmungslage bei den Verbrauchern ist das GfK Konsumklima ein wichtiger Indikator. Die Verbraucherstimmung befindet sich Anfang diesen Jahres erneut im Abwärtstrend. Im Vergleich zum Vormonat konnte das Konsumklima auf 18,6 Punkte noch leicht zulegen (plus 3,0 Punkte), für September wird allerdings ein Rückgang auf einen Wert von minus 22,0 Zählern prognostiziert.
Zum Vormonat stiegen im Juli 2024 die allgemeinen Verbraucherpreise um 0,3 Prozent, während die Lebensmittelpreise (Nahrung & alkoholfreie Getränke) um 0,1 Prozent stiegen. Im Vorjahresvergleich stiegen die Lebensmittelpreise um 2,2 Prozent und die allgemeinen Verbraucherpreise um 2,3 Prozent.
Das Konjunkturbarometer und die einzelnen Grafiken können Sie hier herunterladen:
www.bve-online.de
(Der Link bleibt 180 Tage gültig)
In der Ernährungsindustrie erwirtschaften knapp 6.000 Betriebe einen jährlichen Umsatz von 232,6 Mrd. Euro. Mit rund 644.000 Beschäftigten ist diese Branche der viertgrößte Industriezweig Deutschlands. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.