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„Agenten der Nachhaltigkeit“
27.11.2019
Am 8. Januar findet die Regionalinitiative Nachhaltigkeitsförderung in Hannover statt. Yvonne Zwick, Rat für Nachhaltige Entwicklung – Stellvertretende Generalsekretärin und Leiterin Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK), erzählt uns im Interview, wie sich der Umgang mit Nachhaltigkeitsthemen verändert hat und warum es so wichtig ist, sich mit der Thematik zu befassen.
BVE: Die „BVE-Regionalinitiative Nachhaltigkeitsförderung“ findet 2020 zum sechsten Mal statt. Zum wiederholten Mal konnten wir Sie als Expertin gewinnen. Was macht diese Veranstaltung aus? Warum unterstützen Sie sie regelmäßig?
Yvonne Zwick: Na, die Antwort fällt leicht! Die BVE war eine der ersten Branchenverbände, die sich mit dem Nachhaltigkeitskodex auseinandergesetzt und überlegt hat, wie sie sich zu diesem freiwilligen Standard verhalten möchte. Das Commitment von Herrn Minhoff und Frau Sabet ist einfach beachtlich. Die beiden betrachte ich als Agenten der Nachhaltigkeit, die trotz aller Kontroversen die Debatte nicht scheuen und bereit sind, Wege aufzuzeigen und sich selbst zu bewegen. Den Branchenleitfaden fanden wir im DNK-Büro so gelungen, dass wir direkt ein bisschen was davon abgeschaut haben – mit Freigabe von Frau Sabet, versteht sich!
BVE: Welche Entwicklung konnten Sie im Bereich Nachhaltigkeit bei den Unternehmen der Ernährungsindustrie in den letzten Jahren beobachten? Inwieweit haben sich die Fragen der Unternehmerinnen und Unternehmer sowie die Anforderungen an sie gewandelt?
Yvonne Zwick: Die Ernährungsindustrie ist mit steigenden Anforderungen von Kundinnen und Kunden konfrontiert, die unterschiedlicher kaum sein können. Mit dieser Vielfalt umzugehen, ist an sich schon eine Kunst. Wir sehen in der Berichterstattung zum DNK, dass die Unternehmen der Ernährungsindustrie die unterschiedlichen Anforderungen unter einen Hut zu bringen versuchen und zunehmend Zielkonflikte offenlegen. Noch dazu haben manche den Mut gefunden, mit Nachhaltigkeitsthemen Marketing zu betreiben – etwaiger Kritikpunkte zum Trotz.
BVE: Nachhaltigkeit ist in aller Munde und die Art und Weise, wie Prozesse am nachhaltigsten gestaltet werden können, wird umfänglich diskutiert. Ein Geheimrezept gibt es nicht. Welche Informationen und Ratschläge enthält der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) und inwiefern gab es auch hier Veränderungen?
Yvonne Zwick: Wir geben den Rat, zum eigenen Standpunkt zu stehen, realistisch und glaubwürdig zum Stand von Nachhaltigkeit im Unternehmen zu berichten. Meine Beobachtung ist, dass die politische Diskussion viel zu viel von Meinung und viel zu wenig von Kenntnis über die Lage nachhaltigen Wirtschaftens geprägt ist. Jede DNK-Erklärung trägt dazu bei, eine informierte Diskussion über das Mögliche und Zumutbare zu führen. Der Nachhaltigkeitskodex ist in den letzten zwei Jahren anspruchsvoller geworden, indem wir die CSR-Berichtspflicht, den Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte integriert haben und nach dem Bezug der Unternehmen auf die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen oder dem Vorhandensein von Klimaszenarien fragen. Treu blieben wir dem Grundsatz der Freiwilligkeit und des comply or explain. Das heißt, es ist unseres Erachtens zulässig, sich mit diesen Themen nicht oder noch nicht zu beschäftigen. Nur sichtbar und damit kritikfähig muss es werden. Dazu leistet der DNK einen Beitrag.
BVE: Sei es bei der Frage nach den nachhaltigsten Verpackungen, nach Möglichkeiten zur Reduktion von Lebensmittelverlusten oder nach der generellen Verringerung des CO2-Ausstoßes – das Thema Nachhaltigkeit spielt in vielen Bereichen der Ernährungsindustrie eine wichtige Rolle.
Yvonne Zwick: So ist es. Und jedes Unternehmen, das mit diesen Themen ringt ist für uns ein relevanter Gesprächspartner und ein Vorbild hinsichtlich Transparenz. Wichtig ist die Einbindung dieser einzelnen Themen in eine Unternehmensstrategie. Wer das nicht tut und sich nicht darum bemüht, wird im langen Lauf die Geschäftsgrundlage verlieren – davon bin ich überzeugt.
BVE: Vielen Dank für das Interview, Frau Zwick!
Interessenten können sich hier bis zum 20. Dezember 2019 anmelden.