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Tafel-Lebensmittelspenden: „Gesellschaftlich eine herausragende Aktion“
19.05.2020
Hamsterkäufe suggerieren, die gesamte Ernährungsindustrie erlebe gerade in der Krise einen Boom. Unternehmen, die ihre Lebensmittel hauptsächlich für den Außer-Haus-Markt herstellen, stehen jedoch vor großen Herausforderungen, da sie momentan keine Abnehmer für die Ware finden. Wohin mit all der Ware, die bereits produziert, aber nicht mehr verkäuflich ist? Torsten Neumann, Geschäftsführer von Schne-frost, berichtet von den aktuellen Schwierigkeiten und der „partnerschaftlichen“ Zusammenarbeit mit den Tafeln, die nicht nur jetzt in der Krise Lebensmittel vor der Entsorgung rettet und Menschen hilft.
BVE: Leere Regale, vermehrte Lebensmittellieferungen – diese Bilder suggerieren, die gesamte Ernährungsindustrie erlebe gerade in der Krise einen Boom. Doch wie ist die Situation für Sie als Food Service Unternehmen, das die Gastronomie beliefert?
Torsten Neumann: Als langjähriger und starker Partner von Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung sind wir in der aktuellen Krise stark betroffen. Wir haben in diesem Bereich mehr als 80 % unseres Geschäftes von heute auf morgen verloren. Dies hat nicht nur für uns gravierende Folgen. Die unter Kontrakt genommenen Kartoffeln und Zutaten können nicht abgenommen werden. Somit bleiben enorme Mengen an Kartoffeln in den Lägern der Landwirte und müssen alternativ vermarktet werden.
BVE: Viele Menschen sind – vielleicht auch gerade jetzt durch die Krise – auf die Arbeit der Tafeln angewiesen. Inwieweit gibt es da Kooperationen mit Ihnen? Inwiefern haben Sie auch schon vor der Pandemie Lebensmittel an die Tafeln gespendet?
Torsten Neumann: Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren mit den regionalen Tafeln zusammen. Eine tolle Kooperation, die unkompliziert ist und für beide Seiten positive Aspekte hat. Es gibt immer Produkte, die nicht abgenommen werden oder Überproduktionen, die nicht vermarktet werden können. In den letzten Wochen wurde die Zusammenarbeit durch die Kontaktsperren erschwert, aber mit der Wiedereröffnung von einigen Tafeln haben wir Produkte zur Verfügung gestellt.
BVE: Großspenden können zum Beispiel aufgrund begrenzter Lagermöglichkeiten bei den Tafeln zu logistischen Problemen führen. Wie meistern Sie solche Herausforderungen?
Torsten Neumann: Wir sind mit den Verantwortlichen der Tafel hierzu in einem engen Austausch: Welche Ware kann aufgenommen werden und in welchen Mengen. Bei Bedarf reagieren wir hier flexibel und versuchen die Produkte über einen längeren Lieferzeitraum zu verteilen.
BVE: Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit den Tafeln insgesamt? Was sind Ihre Ratschläge an andere Unternehmen der Ernährungsindustrie?
Torsten Neumann: Die Zusammenarbeit ist sehr gut und partnerschaftlich. Ich bin begeistert, mit welchem Engagement hier freiwillig und zugunsten Bedürftiger gearbeitet wird. Gesellschaftlich eine herausragende Aktion und ein sehr wichtiges Element. Gerade in Zeiten von Krisen wird dieses gemeinschaftliche Engagement benötigt. Daher beteiligt euch liebe Kollegen.
BVE: Vielen Dank für das Interview!