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Popcorn als Verpackungsmaterial: Die Universität Göttingen schließt Lizenzvertrag ab
23.06.2021
Popcorn gehört zu den beliebtesten Snacks beim Kinobesuch. Doch in dem Maisprodukt schlummern noch ganz andere Potenziale. Als gepresstes Granulat kann es zu nachhaltigen, biobasierten Verpackungen verarbeitet werden, etwa zu Flaschenkartons. Eine Arbeitsgruppe der Universität Göttingen forscht bereits seit langem an dem Verfahren. Die Nordgetreide GmbH & Co. KG wird es nun erstmals einsetzen.
Ob Transport oder Lagerung: Verpackungen müssen dafür sorgen, dass Produkte unbeschädigt, sauber und trocken zum Kunden gelangen. Noch dominieren Styropor und Kunststoffe dieses Feld, doch das könnte sich bald ändern. Große Produzenten und Handelsketten haben bereits begonnen, ihre Verpackungskonzepte zu überdenken. Recyclingfähige oder biologisch abbaubare Verpackungen sind auf dem Vormarsch. Auch Popcorn könnte bald dazugehören.
Nachhaltig und kompostierbar
Ein Göttinger Forscherteam um den Leiter Alireza Kharazipour entwickelt seit mehreren Jahren ein neuartiges Verfahren, das es ermöglicht, Popcorn-Granulat zu dreidimensionalen Formkörpern zu verarbeiten. Dafür wird sogenannter Industriemais genutzt, der hierzulande angebaut wird. Im Gegensatz zum Kinosnack werden die Maiskörner vor dem Aufpoppen geschrotet und anschließend mit einem Bindemittel aus tierischen Proteinen vermengt, das aus Schlachtabfällen gewonnen wird. Der große Vorteil des Granulats sei, dass es eine „biobasierte, umweltschonende und nachhaltige Alternative zu den bisher in der Industrie verwendeten Produkten auf Styroporbasis“ biete, so die Universität Göttingen. Wasserabweisend ist der neue Werkstoff obendrein.
Lizenzvertrag mit Nordgetreide
Die Popcorn-Verpackungen kommen nun auch erstmalig kommerziell zum Einsatz. Dafür schloss die Universität Göttingen erst kürzlich einen Lizenzvertrag mit der Nordgetreide GmbH & Co. KG ab. Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens, Stefan Schult, erklärte: „Jeden Tag verschmutzen wir unsere Erde mit einer exponentiell zunehmenden Menge an Plastikmüll, die unser Öko-System auf Jahrtausende belastet. Unsere Popcorn-Verpackungen sind eine hervorragende, nachhaltige Alternative zu erdölbasiertem Styropor.“ Die pflanzenbasierten Verpackungen werden aus einem nicht für Lebensmittel geeigneten Reststoff der Cornflakes-Produktion der Firma hergestellt, so Schult, und „sind nach der Verwendung rückstandslos kompostierbar“.
Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten
Das Einsatzpotenzial des Popcorn-Granulats ist vielversprechend. Neben Verpackungen können auch Becher, Möbel oder Schalldämmplatten für den Hausbau hergestellt werden. Bereits 2011 hatte die Göttinger Arbeitsgruppe mit der Firma Pfleiderer eine Spanplatte etabliert, die unter anderem aus Popcorngranulat und Holzspänen besteht. Das sogenannte BalanceBoard ist besonders leicht und fest und wird im Messe- und Möbelbau bereits eingesetzt.