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„Die Dinge nicht nur richtig machen, sondern vor allem die richtigen Dinge machen“
24.11.2020
Der Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte der Bundesregierung (Helpdesk WiMR) unterstützt Unternehmen dabei, die menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten in Lieferketten, so wie sie auch im Nationalen Aktionsplan Wirtschaft & Menschenrechte (NAP) verankert sind, umzusetzen. Das Beratungsangebot ist vertraulich und kostenfrei. Der Helpdesk WiMR bietet gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. (BVE) ein branchenspezifisches Beratungsangebot für die Lebensmittelindustrie, Lebensmittelhandel und Agrarrohstoffe an. Im Interview berichtet Erik Wessels, der neue Leiter des Helpdesks Wirtschaft & Menschenrechte, von seinen Visionen und den momentanen Herausforderungen.
BVE: Herr Wessels, Sie haben die Leitung für den Helpdesk WiMR vor kurzem übernommen. Möchten Sie sich kurz vorstellen?
Erik Wessels: Ja, sehr gern: Ich bin Prokurist im Bereich Corporate Governance bei der DEG - Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH in Köln und von dort derzeit zum Helpdesk WiMR entsandt. Vor meiner Zeit bei der DEG habe ich für PricewaterhouseCoopers (PwC) gearbeitet und war verantwortlich für die Themen Governance, Risk und Compliance in der Region West bei Banken- und Versicherungsunternehmen.
BVE: Welche Erfahrungen haben Sie bisher bei der Umsetzung von menschenrechtlicher Sorgfalt in Unternehmen gemacht?
Erik Wessels: Durch meine langjährige Zusammenarbeit mit Unternehmen weiß ich, wie schwierig es ist, menschenrechtliche Anforderungen im Unternehmen adäquat umzusetzen. Viele Unternehmen stehen erst einmal vor großen Herausforderungen, wenn es darum geht den Menschenrechts-, Umwelt- und Sozialstandards nachzukommen. Hinzu kommt die Covid-19 Pandemie - ein Brennglas und Verstärker für Veränderung, die ohnehin stattfinden müssen. Die Pandemie bringt Risiken und Anfälligkeiten in Lieferketten verstärkt ans Licht. Dies ist vor allem für die Menschen in den Anbauländern, aus denen viele unserer Rohwaren kommen, spürbar. Für ein verantwortungsvolles Handeln im Unternehmen ist die Verankerung der menschenrechtlichen Sorgfalt in der Lieferkette wichtig und kann auch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen - vor allem dann, wenn Unternehmen Menschenrechte nicht als einen kurzfristigen Kostenfaktor wahrnehmen, sondern als langfristige Investition.
BVE: Was ist Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders wichtig?
Erik Wessels: Mir liegt sehr am Herzen, die Dinge nicht nur richtig zu machen, sondern vor allem die richtigen Dinge zu machen. Und dazu gehört, dass man sich darüber Gedanken macht, wie wir Menschenrechte besser achten und unternehmerische Verantwortung im Kerngeschäft übernehmen können, um damit nachhaltige Lösungen zu schaffen.
BVE: Die letzten Jahre lag eines der Hauptaugenmerke des Helpdesk WiMR darin, Unternehmen im Monitoring Prozess für den Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) zu unterstützen. Worauf konzentrieren Sie sich jetzt, da das NAP-Monitoring abgeschlossen ist?
Erik Wessels: Stimmt, das Monitoring ist abgeschlossen und der NAP hat bei vielen Unternehmen mehr Verständnis für diese Themen hervorgerufen. Unsere Beratungen zur Verankerung der menschenrechtlichen Sorgfalt in den Unternehmen sind auch weiter wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit. Bisher hat der Helpdesk WiMR über 800 Beratungen durchgeführt, die Branchen Landwirtschaft und Ernährungsindustrie nehmen mit einem Anteil von 15% eine große Rolle ein. Aus ersten Gesprächen mit Unternehmen ergibt sich dann auch mal eine komplette Begleitung der Veränderungsprozesse, hier agieren wir als Sparringspartner. Wir sprechen vertraulich zu sensiblen Themen und können individuelle Lösungsvorschläge machen.
Zusätzlich versuchen wir jetzt vor allem unser Wissen und unsere Erfahrungen zu skalieren und für alle zugänglich zu machen. Wir haben unser Angebot durch Workshops, die auch unternehmensintern stattfinden können, und ein maßgeschneidertes Schulungskonzept ergänzt. In wenigen Wochen launchen wir unseren KMU Kompass, ein Online -Tool für KMUs zur Identifizierung von Nachhaltigkeitsrisiken in den Lieferketten und zur Umsetzung passender Maßnahmen.
Sie sehen, unser Angebot ist vielfältig und geht auf die individuellen Wünsche der Branchen und Unternehmen ein.
BVE: In den Ergebnissen des NAP-Monitorings sieht die Bundesregierung nun Handlungsbedarf und diskutiert ein Lieferkettengesetz. Wo sehen Sie konkret Handlungsbedarf? Was können die Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie verstärkt tun?
Erik Wessels: Wir erwarten, dass in den nächsten Jahren verbindlichere Regeln auf nationaler oder EU-Ebene eingeführt werden. Die Diskussionen laufen ja gerade auf Hochtouren und wir sind auf die Entscheidungen gespannt.
Natürlich macht es Sinn, sich auf solche möglichen Entwicklungen vorzubereiten. Wir wissen auch, dass ein Unternehmen allein nicht die Welt retten kann, dennoch können und sollten Unternehmen zu einer langfristigen Veränderung beitragen. Wir raten und helfen Unternehmen dabei, Prozesse für ein robustes Sozial- und Umweltmanagement einzuführen. Gerade in der Ernährungsindustrie kommen viele Rohwaren aus Entwicklungs- und Schwellenländern. Unternehmen stehen hier vor besonderen Herausforderungen. Man muss sich vor Augen führen, dass die Rahmenbedingungen in diesen Ländern definitiv schwieriger sind und die in Deutschland üblichen Standards sich vor Ort oft schwer eins zu eins umsetzen lassen. Man sollte sich darüber bewusst sein, dass man am Anfang noch nicht das Ende kennt, denn es ist ein fortlaufender Prozess.
Bei all diesen Herausforderungen steht der Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte der Bundesregierung natürlich gerne zur Verfügung und genau dazu dient unser Angebot: Unternehmen dabei zu beraten, wie die stetig wachsenden Anforderungen umsetzbar sind, welche Prozesse im Unternehmen bereits auf die Anforderungen einzahlen und was noch fehlt. Wir hoffen, dass die Unternehmen auch weiterhin so zahlreich auf uns zukommen.
Wir freuen uns auf den persönlichen und vertraulichen Austausch. Auf der
Webseite vom Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte finden Unternehmen alle Informationen über uns und rund um das Thema menschenrechtliche Sorgfalt.
KONTAKT
Leiter Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte
Erik Wessels
Wessels@wirtschaft-entwicklung.de
Telefon: +49 (0) 30 726217 - 1192
Sabine Peters-Halfbrodt, Beraterin Ernährungsindustrie
HelpdeskWiMR-ernaehrung@wirtschaft-entwicklung.de
Telefon: +49 (0) 30 726217 - 1063