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Chancen und Hürden bei Produktinnovationen
05.02.2020
Jedes Jahr finden Produktneuheiten den Weg in die Regale deutscher Supermärkte. Doch wie stark ist die Innovationskraft deutscher Unternehmen? Welche Hürden gilt es zu überwinden? Und wie schätzen Verbraucher die Situation ein? Gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) und dem Forschungskreis der Ernährungsindustrie (FEI) untersuchte die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) die Situation im Bereich Forschung und Entwicklung der deutschen Ernährungsindustrie. Die Einschätzung der Verbraucher nahm die Marktforschungsplattform Appinio gemeinsam mit Facts and Stories, der Agentur für Marken- und Produktinnovationen mit Wirkkraft, unter die Lupe.
Innovationen in Deutschland
Die Zahlen zur Innovationsentwicklung der letzten Jahre wirken ernüchternd. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) von Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie lagen 2016 bei 0,17 Prozent der Produktionsleistung und sind damit unter dem europäischen Durchschnitt. Die Innovatorenquote der Nahrungsmittelindustrie ist iinnerhalb von zehn Jahren um 13 Prozentpunkte von 42 auf 29 Prozent 2017 gesunken. Außerdem ging der Anteil von Unternehmen mit kontinuierlicher Forschung & Entwicklung auf unter 5 Prozent im Jahr 2017 zurück. Der Anteil der Unternehmen mit Marktneuheiten lag 2017 bei etwa 4 Prozent. Zehn Jahre zuvor waren es noch etwa 13 Prozent. Dabei sind Innovationen unerlässlich für die Anpassung an gegenwärtige Herausforderungen wie etwa des Klimawandels.
Wichtige Innovationshürden sind unter anderem fehlendes Eigen- und Fremdkapital, ebenso wie der fehlende Zugang zu staatlichen Zuschüssen und Fördermitteln. Die Branche sei bereit, mit innovativen Produkten neue Wege einzuschlagen, bedürfe aber umfassende politischer Unterstützung – so der Tenor bei DIL, FEI und BVE. Der hohe Diversifizierungsgrad der Branche und die große Bandbreite an verarbeiteten Rohstoffen erschwert allerdings die Forschung ausschließlich auf Unternehmensebene. Auch die Tatsache, dass die Ernährungsindustrie überwiegend klein- und mittelständisch geprägt ist, begrenzt den Spielraum für Investitionen und Innovation.
Einschätzung der Verbraucher
Wenig überraschend erscheinen vor diesem Hintergrund die Ergebnisse der Studie „Konsumentenzentrierte Produktinnovation“ von Appinio und Facts and Stories. Befragt wurden 1.005 Deutsche im Alter zwischen 16 und 65 Jahren. Nur jeder vierte von ihnen (26 Prozent) fand, dass Mittelständler am besten neue Produkte entwickeln können. Besonders die 16- bis 24-Jährigen trauten mittelständischen Unternehmen wenig Innovationspotenzial zu. Das größte Innovationspotenzial sahen die Befragten bei Start-ups (49 Prozent) und internationalen Konzernen (30 Prozent).
Eine engere Einbeziehung der Konsumenten könnte derweil ein Schlüssel zum Erfolg sein. Die Studie fand heraus, dass acht von zehn Verbrauchern (82 Prozent) generell bereit wären, einem Unternehmen bei der Entwicklung eines neuartigen Produkts zu helfen. Die meisten waren daran interessiert, Prototypen oder erste Produktversionen auszuprobieren (65 Prozent). Aber auch bei den frühen Phasen der Produktentwicklung konnten sich viele Befragten vorstellen, mitzuwirken. Bei der Ideenfindung für Produktneuheiten waren es beispielsweise 37 Prozent und bei der Ausarbeitung von Produktkonzepten 30 Prozent.
Innovationsstrategie
Innovationen sorgen dafür, dass die Ernährungsbranche zukunftsfähig bleibt. Produktneuheiten setzen sich aber nur durch, wenn sie auf Akzeptanz bei den Verbrauchern stoßen. Der Großteil der Verbraucher tendiert jedoch dazu, sich bei der Auswahl von Lebensmitteln eher konservativ zu verhalten, was die Einführung von grundlegend neuen Produkten und Produktkonzepten erschwert. Hier ist eine Einbindung der Konsumenten ein möglicher Ansatzpunkt. Darüber hinaus ist eine umfassende Innovationsstrategie nötig, die politische Unterstützung enthält. DIL, FEI und BVE fordern beispielsweise eine Aufstockung der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWI) geförderten Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) auf mindestens 200 Millionen Euro pro Jahr. Des Weiteren ist eine verbesserte Ausstattung der entsprechenden Förderprogramme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen der neuen Bioökonomiestrategie notwendig – ebenso wie eine auf die Bedürfnisse von KMUs und Startups abgestimmte Förderung.
Das komplette Positionspapier „Forschung und Innovation in der Ernährungsindustrie" finden Sie hier.