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AK Food-Service: Erneuter Covid-19-Anstieg gefährdet Weihnachts-geschäft / Krisenmodus auch für 2022 erwartet
06.12.2021
Der Dezember ist traditionell der umsatzstärkste Monat in der Gastronomie. Die Branche leidet nun das zweite Jahr in Folge stark unter der Pandemieentwicklung und den neuerlichen Corona-Maßnahmen – Weihnachtsfeiern wurden storniert, Weihnachtsmärkte sind gefährdet und die Restaurants müssen mit regional unterschiedlichen Auflagen von 3G über 2Gplus bis zu weitergehenden Einschränkungen umgehen. Bei einem erneuten Lockdown gehen Experten hier von einem 50-prozentigen Umsatzverlust aus.
Erschwerte Planbarkeit der Produktionsmengen
Die im Food-Service tätigen Hersteller, die Gastronomie, Kantinen, Krankenhäuser und andere Großverbraucher mit Lebensmitteln versorgen, stehen dadurch erneut vor großen Herausforderungen. Besonders schwierig gestaltet sich die Planung der richtigen Produktionsmengen, klagen die im Arbeitskreis Food Service der BVE tätigen Unternehmen. Denn nachdem im vergangenen Jahr viele auf Lebensmitteln sitzen geblieben sind, die von der Gastronomie nicht abgerufen wurden, war die Nachfrage seit dem Frühjahr 2021 wieder stark gewachsen. Mit der Aussicht auf ein baldiges Ende der Covid-19-Krise wurde die Produktion im Sommer wieder hochgefahren. Doch jetzt bahnt sich erneut ein Winter mit zahlreichen Einschränkungen an. Wieder besteht die Gefahr, dass Waren ihre Haltbarkeitsgrenze erreichen, bevor sie verkauft werden können. Dazu kommen tiefgreifende Beschaffungsprobleme – sowohl für einzelne Zutaten als auch für Verpackungsmaterial.
Schwierige Situation im Beschaffungsmarkt
„Der Beschaffungsmarkt ist komplett durcheinandergeraten und das spiegelt sich leider auch in den Preisen wieder“, sagt ein Teilenehmer. Eine Verknappung wirke sich direkt auf die Preise aus, so dass die Unternehmen zum Teil das Drei- bis Fünffache der regulären Preise für einzelne Zutaten bezahlten müssen. Doch Preissteigerungen können in der Regel nur mit zeitlichem Verzug weitergegeben werden. Das bedeutet: die Wertschöpfung fällt geringer aus. Manche Hersteller produzieren aufgrund des Rohwarenmangels weniger oder legen einzelne kleinere Linien still. Wichtig sei auch, die Planungszyklen zu verkürzen: In manchen Betrieben wird nicht mehr monatlich, sondern zwei Mal pro Woche die Warenverfügbarkeit mit den Aufträgen abgeglichen und erst dann entschieden, was in welchen Mengen produziert wird.
Fehlende Arbeitskräfte
Die auf der Sitzung des Arbeitskreises am 23. November geäußerten Einschätzungen decken sich mit den Ergebnissen einer qualitativen Befragung der BVE ihrer Mitglieder von September. Auch hier werden extreme Bedarfsschwankungen und fehlende Planbarkeit als größte Herausforderungen der Branche genannt. Damit im Zusammenhang stehen höhere Kosten sowie Preise und Qualität der Rohwaren. Das dritte schwerwiegende Problemfeld, das ebenfalls von fast allen Teilnehmern explizit benannt wurde, sind die fehlenden Arbeitskräfte. Denn nicht nur die vielbeschworenen Fachkräfte, sondern auch Produktionsmitarbeiter und LKW-Fahrer fehlen allerorten. Die Unternehmen reagieren darauf mit unterschiedlichen Mitteln: Sie schicken Recruiting-Teams an Schulen, einige auch in ausländische Nachbarländer, sie erhöhen die Attraktivität der Arbeitsplätze oder richten Shuttle-Services ein, damit LKW-Fahrer immer zuhause übernachten können.
Probleme bei der Rohstoffbeschaffung
Die Teilnehmer stimmen darin überein, dass die Rohstoffbeschaffung ein Problem ist, das die Branche auch in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen wird: Auch 2022 wird die Ernährungsindustrie weiter im Krisenmodus arbeiten müssen. „Unsere Branche steht erneut vor großen Herausforderungen. Es gilt, den Austausch im Food Service-Netzwerk zu intensivieren, um Erfahrungen und Informationen miteinander zu teilen und voneinander zu lernen“, fasst BVE-Geschäftsführer Olivier Kölsch die Situation zusammen, „die BVE bietet Lebensmittel- und Getränkeherstellern hierzu in ihrem Arbeitskreis Food-Service eine passende Plattform.“