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Green Deal: Wortbeitrag von HGF Christoph Minhoff
Corona und Green Deal: Wie muss es jetzt weitergehen?
29.05.2020
Corona und Green Deal: Wie muss es jetzt weitergehen?
Die Covid-19-Pandemie stellt die größte Herausforderung an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft seit dem 2. Weltkrieg dar. Dramatische Umwälzungen in allen Bereichen stehen zu befürchten. Chancen und Risiken halten sich die Waage. Die Schwäche der europäischen Politik in der Krise, die Schließung von Grenzen, der Rückfall in nationale Egoismen zeigt, wie anfällig und zerbrechlich sich die europäische Einigung und der europäische Binnenmarkt darstellen. Die Ernährungs- und Genussmittelindustrie in Deutschland, die geprägt ist von kleinen und mittelständischen Strukturen, bekennt sich unumstößlich zur Europäischen Union und ihren Werten! Die europäische Einigung ist für die Entwicklung von Freiheit und Wohlstand seiner Bürger ohne Alternative. Die europäischen Institutionen benötigen allerdings die Nähe zu den Menschen, ihren Hoffnungen und Sorgen. Die gesundheitliche Krise durch Corona hat gezeigt: Eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln ist für Europa systemrelevant und die Ernährungsindustrie hat diese gewährleistet. Die dramatische wirtschaftliche Krise in den kommenden Monaten und Jahren wird zeigen: Verfügbarkeit und bezahlbare Preise werden zu besonderen Herausforderungen angesichts der Nachhaltigkeitsziele, denen sich die Branche nach wie vor verpflichtet fühlt.
Die Wirtschaft auf den Wachstums-Pfad zurückbringen
Auch Deutschland hat sich auf den Weg gemacht, die gesundheitlichen Folgen der Corona-Krise zu bewältigen, die Gesellschaft zusammen zu halten und die Wirtschaft zurück auf den Wachstums-Pfad zu führen. Spätestens mit der Verfügbarkeit eines Impfstoffes wird die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitssystems gebannt werden können. Bis zu diesem Zeitpunkt ist aber mit weiteren einschränkenden Maßnahmen zu rechnen. Wie hoch die Kosten der Krise mittel- und langfristig sein werden, ist in seiner Dimension nur zu erahnen. Billionen Euro wurden und werden für akute Rettungsaktionen jetzt verbraucht. Die Frage, woher die Billion für zukünftig notwendige Investitionen kommen sollen, bleibt unbeantwortet. Fakt ist, Deutschland und auch Europa befinden sich aufgrund der Corona-Krise in einer fortschreitenden tiefen Rezession. Dem staatlich verordneten Angebotsschock folgt nun der Nachfrageschock! Der durch die Krise verunsicherte und von Zukunftsängsten getriebene Verbraucher benötigt Sicherheit und Verlässlichkeit.
Auch die Ernährungsindustrie ist von der Krise betroffen
Auch die Ernährungs- und Genussmittelindustrie wurde von der Krise getroffen. Das Wegbrechen der Absätze aus dem Außer-Haus-Markt, das gedämpften Kaufverhalten der Verbraucher, aber auch die schwache globale Nachfrage im Exportgeschäft und die Beschränkungen beim Import zeigen Wirkung. Gleichzeitig haben die krisenbedingten Krankenstände und der durch die Lock-Down-Maßnahmen entstandene hohe Druck auf die Lieferketten, die Unternehmen auf eine Belastungsprobe gestellt.
Wir brauchen ein Neudenken: Nachhaltigkeitsziele beibehalten ohne die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft zu überdehnen
Die Corona-Krise erzwingt ein Neudenken in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die veränderte Lage erfordert Verstehen, Anerkennen und das Öffnen neuer Perspektiven, um die unveränderten Notwendigkeiten eines nachhaltigen Wirtschaftens zu erhalten. Die Überwindung der wirtschaftlichen Rezession wird nur möglich sein, wenn frühzeitig politische Maßnahmen ergriffen werden, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erhält und fördert. Die Krise wird Europa und seine Bürger verändern. Die Krise wird und darf die globale Agenda von Klimaschutz und Nachhaltigkeit nicht aufheben. Wer aber unser Europa erhalten will, muss sich unvoreingenommen und mutig den neuen Bedingungen stellen, unter denen diese Ziele erreicht werden können. Dazu gehört es, den Kompass zur Erreichung der globalen Ziele der Nachhaltigkeit zu behalten, keinesfalls aber die Leistungsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft zu überdehnen. Deshalb müssen konsequent bisherige Lösungsansätze auf Passgenauigkeit hin überprüft und gegebenenfalls neu justiert werden. Die Corona-Krise darf nicht Ausrede sein, notwendige Zukunftsaufgaben aus dem Auge zu verlieren, aber die Corona-Krise darf auch nicht Anlass sein, ideologisch begründete Marktbereinigungen vorzunehmen. Es braucht ein breites Wachstums- und Konjunkturprogramm sowie eine Förderung von Innovationen, Beschäftigung und Konsum. Hierfür benötigen die Unternehmen finanzielle Mittel, die nach den Rettungsmaßnahmen aus der Krise vielfach nicht vorhanden sind.