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US-Strafzölle: Situation ist „unberechenbar“
22.10.2019
Seit Freitag, dem 18. Oktober, erheben die USA Strafzölle in Höhe von 25% zusätzlich zu den bereits bestehenden Zolltsätzen auf europäische Lebensmittel. Aus Deutschland sind Produkte wie Kaffee, Goudakäse, Schweinefleischerzeugnisse und Teigwaren am stärksten betroffen. Die Summe der betroffenen Lebensmittel beläuft sich auf rund 300 Millionen Euro. Hintergrund der Zollvergeltungsmaßnahmen sind rechtswidrige EU-Subventionen für den europäischen Flugzeugbauer Airbus. Umgekehrt drohen Strafzölle auf US-amerikanische Produkte aufgrund amerikanischer Subventionen für den US-Luftfahrtkonzern Boing. Der Streit um die Luftfahrtkonzerne bedroht nun das US-Geschäft unbeteiligter deutscher Lebensmittelherstellerinnen und -hersteller. Im Interview erzählt uns Prof. Dr. Hermann Bühlbecker, Alleingesellschafter der Unternehmensgruppe Lambertz, wie wenig er sich als Betroffener auf die Situation einstellen konnte.
BVE: Wie stark sind Sie von den US-Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent betroffen? Welche Rolle spielen die USA für Lambertz als Exportmarkt?
Prof. Dr. Hermann Bühlbecker: Wir sind stark von den US-Strafzöllen betroffen. Wir tätigen in den USA einen Umsatz von 28 Millionen Euro mit Gebäckartikeln aus Deutschland und müssen seit dem 18. Oktober diese Strafzölle zahlen. Die USA sind für uns ein wichtiges Exportland.
BVE: Inwiefern konnten Sie im Vorfeld Maßnahmen ergreifen, um die Auswirkungen auf Ihr Geschäft so klein wie möglich zu halten?
Prof. Dr. Hermann Bühlbecker: Wir konnten im Vorfeld dazu keine Maßnahmen ergreifen, da die Zölle relativ plötzlich kamen – zu einem Zeitpunkt, als unsere Preise mit unseren amerikanischen Handelspartnern bereits fest vereinbart waren.
BVE: Wie gehen Sie mit der Situation jetzt um? Welche kurzfristigen und welche langfristigen Konsequenzen ergeben sich?
Prof. Dr. Hermann Bühlbecker: Die kurzfristige Konsequenz ist, dass wir die Zölle erst einmal selbst tragen müssen; die langfristige, dass wir die Preise um den Betrag der Steuern anheben werden und sich sicherlich dadurch im nächsten Jahr sowohl für uns als auch für unsere Handelspartner in den USA die Umsätze reduzieren werden. Was die Umsätze dieses Jahr betrifft, haben wir bis Mitte Oktober schon einen großen Teil unseres US-Geschäfts absolviert.
BVE: Inwieweit glauben Sie an eine zeitnahe Einigung im Konflikt zwischen den USA und der EU? Was fordern Sie von der Politik?
Prof. Dr. Hermann Bühlbecker: Mittelfristig hoffen wir auf eine Einigung im Konflikt zwischen den USA und der EU, da vermutlich ab Anfang des kommenden Jahres die EU auch Strafzölle gegen die USA für deren Subventionen für den US-Luftfahrtkonzern Boing erheben kann. Vielleicht wird man sich dann auf einen Verzicht aller Strafzölle einigen können, aber wir alle wissen, wie unberechenbar die Situation ist.
BVE: Vielen Dank für das Interview!