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„Jeder Akteur hat in seinem Verantwortungsbereich Möglichkeiten“
02.06.2020
Die Reduzierung von vermeidbaren Lebensmittelverlusten ist ein wichtiges Ziel, an dem sich Lebensmittelproduzenten, Politik und Verbraucher beteiligen müssen. DANONE zeigt, wie es gehen kann und setzt auf Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette Lebensmittel, um „die Reduktion der Verschwendung praktisch und pragmatisch anzugehen“.
BVE: Bis 2030 soll die Menge der vermeidbaren Lebensmittelverluste deutlich reduziert werden. Zwischen dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), den Verbänden der deutschen Landwirtschaft, Ernährungs- und Lebensmittelwirtschaft (darunter die BVE) sowie der Gastronomie und der Hotellerie wurde vor Kurzem eine „Grundsatzvereinbarung zur Reduktion von Lebensmittelverlusten“ beschlossen. Wie beurteilen Sie die bisherigen Bestrebungen seitens der Politik? Und was ist Ihre eigene konkrete Zielsetzung?
DANONE: DANONE hat sich mit seinen One Planet Global Targets dazu verpflichtet, die Lebensmittelverluste bereits bis 2025 um 50 Prozent gegenüber 2016 zu reduzieren. Dabei setzt DANONE nicht nur im unmittelbar eigenen Sektor – der Produktion – an, sondern sucht auch nach Möglichkeiten in den vor- und nachgelagerten Sektoren der eigenen Wertschöpfungskette, um Lebensmittelverluste zu reduzieren. Damit haben wir sehr vielversprechende Erfahrungen gemacht. Von der Politik erhoffen wir uns, dass sie diesen übergreifenden Ansatz ebenfalls aufnimmt und nicht nur sektorspezifische Akzente setzt, wie es die angedachten Dialogforen in der Strategie des BMEL vermuten lassen. Gerade im Übergang von einem Wertschöpfungskettenglied zum nächsten gibt es Reduktionspotenziale, die z.B. durch verbesserte Koordination und erhöhte Transparenz realisierbar sind.
BVE: Aus wirtschaftlichem Interesse und sozialer Verantwortung, welche Maßnahmen unternimmt Danone, um Lebensmittelverluste zu reduzieren – sowohl bei den Lebensmittelprodukten als auch bei den Produktionsresten? Welche Erfolge konnten bereits erzielt werden?
DANONE: Als Lebensmittelproduzent ist DANONE aktiver Teil der Lebensmittelversorgungskette, wie die Wertschöpfungskette im Nahrungsmittelbereich auch teilweise genannt wird. Die Verschwendung von Lebensmitteln entlang dieser Kette zu bekämpfen – das bedeutet für DANONE allerdings nicht nur auf den eigenen Sektor der Produktion zu schauen, sondern auch darauf zu achten, was in den anderen Gliedern passiert: Sowohl im vorgeschalteten Sektor der Landwirtschaft, als auch im nachgeschalteten Sektor des Groß- und Einzelhandels, sowie letztlich auch bei den Verbrauchern. Als Unternehmen sind wir uns hierbei unserer sektorübergreifenden Verantwortung bewusst - denn die endet nicht am Werkstor, wie schon unser ehemaliger Vorstandsvorsitzender Antoine Riboud 1972 sagte.
In der obenstehenden Grafik sind beispielhaft einige Maßnahmen zur Reduktion von Lebensmittelverlusten entlang der Danone-Lebensmittelverwertungskette dargestellt, die bereits zu messbaren Erfolgen bei der Vermeidung der Verschwendung von Lebensmitteln geführt haben.
BVE: Welche Bedeutung haben für Sie Initiativen wie die „Oft länger gut“ Kampagne von Too Good To Go, bei der Sie mitmachen?
DANONE: Die „Oft länger gut Kampagne“ von Too Good To Go ist ein wesentlicher Bestandteil im Rahmen unserer Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Sie setzt nämlich bei einem sehr wichtigen Akteur in der Lebensmittelverwertungskette an, dem Verbraucher. Und sie hilft dabei, Verbraucher darüber zu informieren, dass Produkte auch nach dem Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums noch gut sein und bedenkenlos verzehrt werden können. Verbraucher sollten ihre wichtigen Sinne bei der Beurteilung über die Qualität eines Lebensmittels nutzen: Sehen, Riechen, Schmecken. Ab September 2020 wird auf unseren Activia Joghurts deshalb der Hinweis „Oft länger gut“ – und dem Zusatz „Sehen-Riechen-Schmecken“ neben dem Mindesthaltbarkeitsdatum zu lesen sein.
BVE: Inwieweit kooperieren Sie mit den Landwirten und dem Handel, um die Verluste bei den Rohstoffen einzudämmen beziehungsweise Lieferungen bestmöglich abzustimmen?
DANONE: Wir arbeiten ganzheitlich entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette an der Vermeidung von Lebensmittelverlusten, also vom Landwirt, über die Produktion, den Handel bis hin zum Verbraucher. In enger Zusammenarbeit mit unseren Landwirten tragen wir dafür Sorge, dass wir möglichst wenig Milchentsorgung haben – indem wir sicherstellen, dass die Milch frei von Hemmstoffen und erhöhten Keimzahlen ist. Dafür haben wir eigens bei DANONE angestellte Milcherzeugerberater, die diese wichtige Aufgabe übernehmen. In Zusammenarbeit mit dem Handel streben wir bspw. eine möglichst exakte Mengenplanung an, um die Abschriften von Lebensmitteln so gering wie möglich zu halten. Außerdem versuchen wir dort wo es möglich ist, das Mindesthaltbarkeitsdatum zu verlängern, um den Handel eine längere Restfrische bei unseren Produkten zu bieten.
BVE: Wo sehen Sie den dringendsten Handlungsbedarf? Welche Maßnahmen sind Ihrer Erfahrung nach nicht zielführend?
DANONE: Jeder Akteur hat in seinem Verantwortungsbereich Möglichkeiten, die er nutzen kann. Darin ist ausdrücklich die Politik mit einbezogen. Diese Möglichkeiten sollen dann auch konkret umgesetzt werden. Dann ist schon viel erreicht. Innerhalb der Wertschöpfung gilt, dass die Effekte umso besser ausfallen, je besser das Verständnis für die Notwendigkeiten und Prozesse in den vor- bzw. nachgelagerten Stufen ist. Es bedarf also einer zielgerichteten Zusammenarbeit an den jeweiligen Schnittstellen und über diese Schnittstellen hinaus – idealer Weise unterstützt durch z.B. elektronische Tools. Daher plädieren wir dafür, einfach einmal den Mut aufzubringen und die Reduktion der Verschwendung praktisch und pragmatisch anzugehen – jede(r) an seinem Platz.
BVE: Vielen Dank für das Interview!