Inhalt
„PET-Flaschen aus Deutschland stehen nicht im Fokus der Vermüllung der Meere“
27.11.2018
Warum mögen Verbraucher PET-Flaschen, wie optimieren Unternehmen ihre Verpackungen und wie steht es um die Kreislaufwirtschaft in Deutschland? Darüber haben wir mit German Reichert, CEO der HANSA-HEEMANN AG, gesprochen.
BVE: Herr Reichert, können Sie uns etwas über Ihr Unternehmen erzählen?
German Reichert: Die HANSA-HEEMANN AG ist in Deutschland einer der führenden Hersteller von Mineralwasser und Erfrischungsgetränken. Kurz gesagt: Unsere Mission ist es, jeden, jeden Tag mit einer breiten Palette - vom Preiseinstiegsprodukt bis zum Premiumprodukt - zu erfrischen. Unsere ca. 1000 Mitarbeiter an sechs Standorten versorgen die Menschen in Norddeutschland mit unseren bekannten Marken wie hella, Fürst Bismarck Quelle und St. Michaelis. Darüber hinaus produzieren wir in Kooperation mit dem Lebensmitteleinzelhandel verschiedene „Private Labels“. Der Jahresumsatz unseres Unternehmens liegt bei rund 300 Millionen Euro.
BVE: In der Öffentlichkeit wird das Thema PET-Einwegflaschen kritisch diskutiert. Warum setzen Sie trotzdem darauf?
German Reichert: Wir sehen ganz klar die Vorteile von PET-Flaschen für den Verbraucher. Diese zeichnen sich durch einen hohen Conveniencegrad aus, der vor allem durch das geringe Gewicht dieser Gebinde und deren Unzerbrechlichkeit bedingt wird. Mir ist wichtig, dass wir die öffentliche Diskussion um Kunststoffe wieder sachlicher führen. Die Vermüllung der Meere, die insbesondere ein Anlass für diese Diskussionen darstellt, ist ein ernstzunehmendes Problem, das zweifellos angegangen werden muss. Es muss dabei aber berücksichtigt werden, dass diese Probleme insbesondere in Asien auftreten. In Deutschland verfügen wir über funktionierende Rücknahmesysteme für Nahrungsmittel- und Getränkeverpackungen, die deren Rücknahme und Verwertung sicherstellen. Bei den bepfandeten Einweg-Getränkeverpackungen haben wir eine Rücklaufquote von rund 98 Prozent. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass Kunststoffverpackungen eine wichtige Funktion übernehmen, um die Haltbarkeit von Lebensmitteln sicherzustellen. Damit leisten sie einen wesentlichen Beitrag gegen die so genannte „Lebensmittelverschwendung“, die ja ebenfalls ein wichtiges Anliegen der Politik darstellt.
BVE: Umweltschutz spielt auch in Ihrem Unternehmen eine wichtige Rolle. Wie optimieren Sie Ihre PET-Flaschen?
German Reichert: Wir steigern kontinuierlich den Einsatz von recycelbaren Stoffen. Die von uns eingesetzten PET-Einwegflaschen haben teilweise einen Rezyklatanteil in Höhe von bis zu 60 Prozent. Außerdem haben wir seit Jahren sowohl das Gewicht unserer PET-Flaschen als auch - über unser nationales Produktionsnetzwerk - die Transportentfernungen zu den Zentrallagern unserer Handelskunden kontinuierlich reduziert. Damit haben wir das ökologische Profil der von uns eingesetzten 0,5 und 1,5 Liter PET-Einwegflaschen kontinuierlich geschärft und verbessert. In der Arbeitsgemeinschaft konsumenten- und ökologieorientierte Getränkeverpackungen e.V. (AKÖG) wirken wir gemeinsam mit anderen Getränkeherstellern seit 2010 auf eine branchenweite ökologische Weiterentwicklung von pfandpflichtigen PET-Einweggebinden hin. Zudem lassen wir diese auch regelmäßig durch das IFEU-Institut in Heidelberg regelmäßig evaluieren.
BVE: Was wünschen Sie sich als Unternehmen, um ihre Flaschen weiter ökologisch entwickeln zu können?
German Reichert: Wir benötigen zunächst einmal verlässliche politische Rahmenbedingungen, die es uns ermöglichen, PET-Einweg-Getränkeverpackungen auch zukünftig diskriminierungsfrei einsetzen zu können, die unsere dies betreffenden Investitionen sichern und weitere Investitionen zur ökologischen Weiterentwicklung ermöglichen. Darüber hinaus ist es erforderlich, dass alle Akteure der Wertschöpfungskette, d.h. Abfüller, Händler, Recycler und Preformhersteller, aktiv ihren Beitrag leisten, um branchenweit die Rezyklatquote in den PET-Einweggebinden zu erhöhen. Hierzu muss sowohl qualitativen als auch quantitativen Kriterien Rechnung getragen werden. Mit der RAL-Gütegemeinschaft Wertstoffkette PET Getränkeverpackungen e.V., die von AKÖG und dem Verband der Kunststoffverpackungsindustrie bereits 2014 ins Leben gerufen worden ist, ist eine Grundvoraussetzung erfüllt, um dies bewerkstelligen zu können.