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EU-Länder einigen sich auf 25 Prozent Bio-Anbau
Jeder vierte Quadratmeter Ackerfläche soll bis 2030 ökologisch bewirtschaftet werden. Darauf einigten sich die EU-Agrarminister am 19.07. in Brüssel. Mit diesem Aktionsplan wird der Ausbau der Bio-Landwirtschaft deutlich Fahrt aufnehmen. Für Deutschland bedeutet der Beschluss, die nationalen Maßnahmen noch einmal nachzubessern. Aktuell sind von der Bundesregierung nur 20 Prozent Ökolandbau festgeschrieben. Die BVE begrüßt einheitliche EU-Standards, ist jedoch der Auffassung, dass sich der ökologische Landbau nach den Gesetzen der Marktwirtschaft entwickeln sollte.
In der gesamten EU soll bis zum Jahr 2030 der Anteil der landwirtschaftlichen Flächen für die Erzeugung von Bio-Produkten auf mindestens 25 Prozent gesteigert werden. Die entsprechenden Ziele hatte die EU-Kommission bereits im Frühjahr vorgeschlagen, nun haben die Länder das Vorhaben offiziell begrüßt. EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski zeigte sich erfreut über die Zustimmung und sprach von „einer der wichtigsten Prioritäten seiner Amtszeit“.
Deutschland liegt aktuell bei 10 Prozent Ökolandbau
Die EU-Beschlüsse könnten für Deutschland bedeuten, dass die nationalen Ziele angepasst werden müssen. Erklärtes Ziel der Bundesregierung ist bis dato, dass bis 2030 20 Prozent der Agrarfläche nach Bio-Standards bewirtschaftet werden. Staatssekretärin Beate Kasch, die Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) bei dem Ministertreffen vertrat, sprach bereits darüber, wie der Ausbau gelingen könnte. Sie sehe etwa großes Potenzial in Bereichen wie Kitas, Schulen Krankenhäusern. Dort könnten langfristig mehr Bio-Produkte eingesetzt werden.
Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie begrüßt generell eine dynamische Entwicklung sowohl von biologischer als auch konventioneller Landwirtschaft. „Dennoch sind wir der Auffassung, dass sich die Anzahl der ökologisch bewirtschafteten Flächen nach den Gesetzen der Marktwirtschaft und damit entsprechend der Nachfrage entwickeln sollte. Darüber hinaus gilt es, bei Verschärfungen des Düngerechts Augenmaß zu bewahren und sowohl die Rohstoffverfügbarkeit als auch die Qualität und Sicherheit der Lebensmittel zu bewahren“, so Stefanie Sabet, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE).
Aktuellen Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums zufolge lag der Anteil der Biolandwirtschaft hierzulande im vergangenen Jahr bei 10,3 Prozent, Ende 2019 waren es noch 9,7. Derzeit bestehen in den EU-Ländern große Unterschiede, was den Anteil der ökologischen Anbaufläche betrifft. So übererfüllt Österreich nach Angaben von Ministerin Elisabeth Köstinger bereits das vorgegebene Ziel mit einem Anteil von 26 Prozent. Schlusslichter sind laut Statistikbehörde Eurostat von 2019 Malta mit 0,5 Prozent, gefolgt von Irland mit 1,6 Prozent und Bulgarien mit 2,3 Prozent.
Mehr EU-weit mehr Tierwohl
Die EU-Landwirtschaft soll nicht nur grüner, sondern auch tierfreundlicher werden. So unterstützt die Bundesregierung einen Vorstoß der Kommission, 2023 einen Vorschlag zum Verbot von Käfighaltung vorzulegen. Darüber hinaus fordern Deutschland und Frankreich die Kommission auf, ein EU-weites Verbot des Tötens männlicher Küken einzuleiten. Das sogenannte Kükenschreddern ist hierzulande bereits ab 2022 verboten. Auch in der Putenmast sind Verbesserungen im Gespräch. „Nachhaltige landwirtschaftliche Ziele können wir nur erreichen, wenn wir sie EU-weit durchsetzen. Harmonisierte, einheitliche Standards statt nationaler Alleingänge sind daher auch unser Credo für den europäischen Binnenmarkt“, so Stefanie Sabet.