Inhalt
Die Branche gegen Lebensmittelverschwendung
16.06.2015
Die Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie produzieren Lebensmittel nach höchsten Standards. Die ist sich ihrer Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft bewusst und daher bemüht, die Herstellung ihrer Produkte so ressourcenschonend und -effizient wie möglich zu gestalten. Wertschätzung heißt für die Branche, dass Lebensmittel nicht einfach achtlos weggeworfen werden dürfen.
Viele Unternehmen haben die Vermeidung von Lebensmittelabfällen bereits in ihre unternehmensspezifische
Nachhaltigkeitsstrategie aufgenommen und ihre Mitarbeiter speziell für den richtigen Umgang zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in der Produktion
geschult. Mit den folgenden Maßnahmen und Initiativen engagiert sich die deutsche Ernährungsindustrie außerdem gegen Lebensmittelverschwendung.
Verantwortungsvolle Rohstoffbeschaffung
Hersteller kooperieren bei der Rohstoffbeschaffung zunehmend stärker mit Landwirten und Rohstofflieferanten. Ziel ist dabei, die Anforderungen an die Rohstoffe in der Lieferkette hinsichtlich Qualität, Menge und Lieferzeitraum so gut wie möglich abzustimmen, um Über-, Unter- und Fehllieferungen zu vermeiden und einen effizienten Rohstoffbezug zu gewährleisten. Unternehmen der Ernährungsindustrie unterstützen ihre Lieferanten außerdem mit Informationen und bei Ausbildung und Schulungen. Eine besondere Form der Zusammenarbeit stellt der Vertragsanbau dar.
Die industrielle Verarbeitung bietet außerdem den Vorteil, dass Ware, die beispielsweise für den Verkauf an Endverbraucher optisch nicht geeignet ist, eine wertvolle Verwendung als in Verarbeitungsprodukten finden kann. So werden beispielsweise Kartoffeln, die zu klein oder zu groß sind, für die Herstellung von Pommes- rites verwendet oder der Rösti- und Kartoffelpuffer- roduktion zugeführt.
Optimierte Prozesse in der Produktion
Lebensmittelhersteller sind allein aus Kostengründen bestrebt, die Abfälle im Produktionsprozess zu minimieren. Gut ausgebildete Fachkräfte und eine moderne, industrielle Produktionsanlage sorgen dafür, dass auch bei großen Produktionsmengen kaum Abfälle anfallen und die Produktion zeitlich flexibel an den Kundenbedarf angepasst werden kann.
Wertvolle Nebenprodukte/Reststoffe sinnvoll nutzen
Um den Ressourcenverbrauch zu reduzieren, bedienen sich Hersteller der sogenannten Kaskaden- oder auch Mehrfachnutzung eines Rohstoffs über mehrere Stufen. Dies erfolgt durch die Nutzung von Nebenprodukten oder Reststoffen zur Herstellung von Futtermitteln oder durch eine energetische Verwertung in Biogasanlagen. Bei der Pressung von Orangen zu Saft werden beispielsweise circa 50 Prozent der Frucht als Viehfutter verwertet. Kartoffelschalen, die zum Beispiel bei der Pommes-Frites- roduktion anfallen, werden ebenfalls zu Tierfutter.
Konsumorientierte Belieferung durch Warenwirtschaftssysteme
In Kooperation mit dem Handel werden zunehmend Warenwirtschaftssysteme eingesetzt, die die Belieferung des Handels möglichst nah an die tatsächliche Nachfrage der Konsumenten koppeln. Dadurch wird gerade bei sensiblen Waren eine Überlagerung beziehungsweise ein Verderb vermieden.
Bedarfsgerechte Verpackung
Verpackungen schützen Lebensmittel vor Verderb und erhöhen die Lagerfähigkeit. Sie passen sich jedoch auch dem individuellen Bedarf hinsichtlich Größe und Menge an. Immer mehr Haushalte können oder wollen große Mengen nicht mehr aufbrauchen und werfen Überschüsse weg. So nimmt die Zahl der Ein- und Zwei-Personen-Haushalte in Deutschland seit Jahren kontinuierlich zu. Aber auch die gestiegene Mobilität und Flexibilität in unserem Alltag führt dazu, dass häufig unterwegs oder unregelmäßig gegessen wird. Für diese Verbraucher bietet die Ernährungsindustrie deshalb kleinere oder auch wiederverschließbare Verpackungen an.
Verbraucherinformation
Je nach Produkt bieten viele Hersteller den Verbrauchern konkrete Lager-, Nutzungs- und Zubereitungshinweise – sei es auf der Verpackung oder im Internet. Der
Verbraucher kann sich an diesen Hinweisen und Empfehlungen orientieren, um die gekauften Lebensmittel ohne große Vorkenntnisse sachgerecht zu lagern und zuzubereiten. Damit fallen im Haushalt weniger Lebensmittelabfälle an. Mit der „Geling-Garantie“ wird das Essen somit nicht nur schmackhaft sondern auch ressourcenschonend zubereitet. Außerdem muss das Verständnis des Verbrauchers für das Mindesthaltbarkeitsdatum gestärkt werden: das MHD ist kein Verbrauchsdatum, Lebensmittel können nach Ablauf durchaus noch genießbar sein.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) zeigt an, bis wann ein ungeöffnetes Lebensmittel bei angemessenen Aufbewahrungsbedingungen seine typischen Eigenschaften wie Geruch, Farbe, Geschmack und Nährwerte mindestens behält. Nach Ablauf des Datums ist das Lebensmittel aber nicht automatisch schlecht, sondern häufig noch genießbar, da die Hersteller bei der Berechnung des MHD in der Regel einen „Sicherheitszuschlag“ geben, um ihre Gütegarantie auch gewährleisten zu können. Die Genießbarkeit sollte vor dem Verzehr durch sorgfältiges Betrachten, Riechen und Schmecken getestet werden. Bei manchen Lebensmitteln bedeutet der Ablauf des MHD vielleicht nur Geschmackseinbußen, wie etwa bei Kaffee oder Tee. Aber ein untypischer Geruch, Veränderungen der Farbe oder Konsistenz und natürlich Schimmel sind klassische Hinweise auf den Verderb. Wichtig ist vor allem auch die Einhaltung der Lagerungshinweise, die oft zusätzlich zum MHD auf der Verpackung angegeben sind. Weitere Informationen zum MHD finden Sie beim Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL):
www.bll.de/embed/pb-mindesthaltbarkeitsdatum
Kooperation mit den Tafeln
Einige Unternehmen der Ernährungsindustrie kooperieren mit den Tafeln. Qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verkauft werden können, werden kostenfrei an die Tafeln abgegeben. Bei Herstellern können dies beispielsweise falsch bedruckte und befüllte Verpackungen, Saisonware und Produkte aus Sonderaktionen sein. Bei Großmengen erfolgt die Kooperation zwischen den Industrieunternehmen und dem Bundesverband Deutsche Tafel e. V., der die weitere Verteilung übernimmt. Bei kleineren Mengen stimmen sich bundesweit insgesamt 923 Tafeln und die einzelnen Unternehmen der Ernährungsindustrie auf direktem Wege ab.
Hierzu finden Sie weitere Informationen grafisch aufbereitet in der Broschüre:
- Vermeidbare Nahrungsmittelverluste in Deutschland für
einzelne Stufen entlang der Wertschöpfungskette 2012
- Der Kühlschrank-Ratgeber mit Tipps für Verbraucher
- Gründe für das Wegwerfen von Lebensmitteln