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Wie wird Lebensmittelqualität verbessert? Welche Innovationen gibt es?
22.07.2016
Die Ansprüche der Verbraucher steigen, Konsumgewohnheiten verändern sich und auch der Stand der Technik und Wissenschaft entwickelt sich stetig weiter. Lebensmittelhersteller müssen die Qualität ihrer Produkte daher ständig prüfen und neue Marktentwicklungen anpassen. Investitionen in Prozess- und Produktinnovationen in Kooperation mit der Wissenschaft gehören daher genauso zu einem effizienten Qualitätsmanagement wie Kundengespräche, Verbraucher- oder Marktforschung.
Durch Innovationen in der Qualitätsverbesserung konnten Lebensmittelhersteller in den vergangenen zwölf Jahren ihren Umsatz im Durchschnitt sogar um 2,2 Prozent jährlich steigern. So können beispielsweise neue Messtechniken die Überwachung der Zusammensetzung von Produkten und damit die Lebensmittelsicherheit verbessern. Ein anderes Beispiel sind interaktive Informationsangebote zur Herstellung und Herkunft von Produkten. Über neue Medien nutzbar, stellen solche Angebote eine Antwort auf das gestiegene Informationsbedürfnis der Verbraucher dar. Die folgenden Unternehmensbeiträge schildern weitere Beispiele.
Unilever Deutschland Holding GmbH
Zusätzliche Augen für die Lebensmittelsicherheit – Unilever nutzt innovative Kameratechnik
Für die Verbraucher ist es wichtig, sich darauf verlassen zu können, dass ein Produkt genau das enthält, was auf der Verpackung steht. Verwechslungen müssen sicher ausgeschlossen werden. Dies ist vor allem dann eine Herausforderung, wenn Verpackungsdesigns sehr ähnlich aussehen und von Mitarbeitern nicht einfach unterschieden werden können. Darum treffen Firmen Vorkehrungen, wie zum Beispiel die getrennte Lagerung unterschiedlicher Packstoffe, 4-Augen-Kontrollen bei Verpackungswechseln an der Linie und die Prüfung von Produkten in regelmäßigen Abständen. Diese Maßnahmen können viele Fehlerquellen ausschließen.
Einige Fehler sind allerdings schwer aufzuspüren, wie zum Beispiel kleine Mengen falscher Etiketten, die sich in einen Stapel eingeschlichen haben. Das kann bereits bei der Herstellung der Etiketten passieren, wenn auf einer Bahn unterschiedliche Etiketten gedruckt, anschließend vereinzelt und gestapelt werden. Eine andere Fehlerquelle können Restbestände von Etiketten der vorherigen Produktion an der Linie sein, die nach einem Verpackungswechsel irrtümlich mit den Nachfolgetiketten vermischt werden.
Auch wenn alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, sind mensch liche Fehler nie zu 100 Prozent auszuschließen. Ideal ist daher eine automatische Überprüfung jeder einzelnen Verpackung direkt an der Produktionslinie. Hier bieten sich zum Beispiel Scanner oder Kamera-Systeme an, welche direkt an der Linie montiert werden und die entweder den EAN Code scannen oder die Materialnummer der Verpackung einlesen (d irekt oder codiert in einem 2D DataMatrix Code). Wird eine falsche Verpackung detekti ert, so wird automatisch eine Gegenmaßnahme eingeleitet (z. B. Alarm und Maschinenstopp, Ausschleusen).
Bei Unilever wurden alle Produktionslinien unserer Lebensmittel werke in Europa auf das Risiko einer Verpackungsverwechslung überprüft. Die Linien werden sukzessive mit Scannern bzw. Kamera-Systemen ausgerüstet. Bis Ende 2016 werden über 300 Linien diese zusätzlichen Augen haben, um immer die richtige Verpackung zu garantieren.
SCHWARTAUER WERKE GmbH & Co. KGaA
Erkennungsverfahren für „unsichtbare Fremdkörper“
Wenn Lebensmittel mit Fremdkörpern kontaminiert sind, verlieren alle – der Kunde, der Einzelhändler und der Hersteller. Und obwohl die Erkennungsverfahren in den letzten Jahren immer weiter optimiert worden sind, bleiben Fremdkörper mit niedriger Dichte wie Holz, Kunststoff oder Kerne von Früchten zumeist unerkannt und gelangen so trotz aller Bemühungen zum Konsumenten.
Die Schwartauer Werke haben deshalb bereits im Jahr 2011 begonn en, mit dem schwedischen Unternehmen Food Radar Systems AB deren auf Mikrowellentechnologie basierendes Detektionssystem und bis dato nur für homogene Produkte geeignete Verfahren für stückige Produkte wie klassische Konfitüren weiterzuentwickeln.
Food Radar ist für alle pumpfähigen Produkte wie Babynahrung, Fruchtjoghurts, Tomatenprodukte und neu auch für Konfitüren geeignet.
Die Schwartauer Werke haben ihre Qualitätspolitik im vergangenen Jahr überarbeitet und 6 Grundsätze definiert. Ein Grundsatz fordert über die gesamte Wertschöpfungskette ein kompromissloses Vorgehen in puncto Lebensmittelsicherheit.
Von einem harten, scharfkantigen Stück Plastik oder einem zerbrochenen Zwetschgenstein kann eine ähnlich große Gesundheitsgefahr ausgehen wie von eine m Glassplitter. Food Radar erkennt diese Art von Fremdkörpern im Gegensatz zu Metall - oder Röntgendetektionssystemen. Das patentierte Verfahren basiert auf Mikrowellen, die, wenn sie auf einen Fremdkörper treffen, ein überproportional starkes Signal zurücksenden, so dass der im Produktstrom enthaltene Fremdkörper sicher ausgeschleust werden kann.
Nach zirka 4-jähriger Weiterentwicklung und einer 6-monatigen Testphase im Produktionsbetrieb wurde des Food Radar Systems im Herbst 2015 an der erst en Konfitürenlinie der Schwartauer Werke erfolgreich in Betrieb genommen und damit die Lebensmittelsicherheit
weiter erhöht.