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Exkurs III: Qualitätstests
22.07.2016
Welchen Qualitätsurteilen kann ich vertrauen?
Das deutsche Lebensmittelangebot mit über 170.000 Produkten ist an Vielfältigkeit kaum zu übertreffen. Für viele Verbraucher stellt sich hier natürlich die Frage, wie sie ein Produkt mit der für sie individuell besten Qualität erkennen können und wie sich die Qualität von Produkten vergleichen bzw. bewerten lässt. Wesentliche Qualitätskriterien, wie beispielsweise der Geschmack, aber auch Faktoren wie Herstellungsverfahren oder Herkunft des Produktes, können von den Verbrauchern selten direkt beim Einkauf geschmacklich beurteilt oder nachvollzogen werden. Sie müssen dem Produkt bzw. dem Hersteller vertrauen.
Dies lässt Raum für Aussagen Dritter, die sich die Bewertung von Lebensmitteln zur Aufgabe machen. So ist die Zahl an wissenschaftlichen Institutionen, Verbraucherschutzorganisationen, Medienberichterstattungen oder Interessensvertretern, die Lebensmittelqualität öffentlich beurteilen, stetig gestiegen. Nur wenige von ihnen bewerten dabei unabhängig, erreichen durch Skandalisierung aber eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit. Für den Verbraucher wird nur selten transparent, mit welchen wissenschaftlichen Methoden getestet wurde und nach welchen Kriterien Bewertungen zustande kommen. Auch eine objektive Risikobewertung bei scheinbar geringerer Qualität fehlt in der Regel. Zurück bleibt der verunsicherte Konsument.
Einzige unabhängige Testinstitution, die sich mit den Verbrauchern, der Wissenschaft, aber auch den Unternehmen berät, ist die Stiftung Warentest. Über 90 Prozent der deutschen Verbraucher vertrauen ihrem Urteil. Die Stiftung Warentest wurde auf Beschluss des Deutschen Bundestages 1964 gegründet. Ziel der Stiftung ist es satzungsgemäß, die „Öffentlichkeit über objektivierbare Merkmale des Nutz- und Gebrauchswerts sowie der Umweltverträglichkeit von Waren zu unterrichten“. Doch auch die Stiftung Warentest hat erheblichen Spielraum bei der Festlegung ihrer Bewertungskriterien. So muss sie sich nicht an gesetzliche Vorgaben halten und kann strenger bewerten als der Gesetzgeber.
Die Ernährungsindustrie setzt sich in ihrem beratenden Dialog mit der Stiftung Warentest deshalb dafür ein, dass allein anerkannte wissenschaftliche Methoden sowie nachvollziehbare und sachgerechte Kriterien, im Rahmen gesetzlicher Vorgaben, bei der Durchführung und Bewertung von Produkttests verwendet werden. Nur so kann der Stiftungszweck einer objektiven Verbraucheraufklärung gewahrt werden.
In den letzten sechzehn Jahren Testarbeit hat die Stiftung Warentest in gut 211 Lebensmitteltests rund 5.608 Produkte nach eigenen Maßstäben geprüft. Im Qualitätsurteil genügten 88 Prozent der Lebensmittel den Qualitätskriterien. Die Stiftung Warentest betonte, dass die Qualität und Sicherheit der deutschen Lebensmittel gestiegen sei (test- Heft Februar 2011).
Das zuverlässigste Gesamtqualitätsurteil liegt aber letztendlich in der Hand des Verbrauchers selbst. Denn Fakt bleibt: der Lebensmittelmarkt ist streng reguliert und kontrolliert, ein Gesundheitsrisiko besteht bei verkehrsfähigen Produkten keinesfalls. Über alles andere – Geschmack und Optik – lässt sich bekanntermaßen streiten.