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Welche Initiativen zur Exportförderung gibt es für die Ernährungsindustrie?
13.09.2017
Im Rahmen der Exportförderung kommen verschiedene Instrumente zur Anwendung. In Deutschland engagieren sich sowohl staatliche als auch privatwirtschaftliche Institutionen in der Exportförderung.
Nationale Exportförderung
Im Jahr 2010 hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Programm zur Förderung der Exportaktivitäten der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft ins Leben gerufen. Damit wurde das BMEL dem Bedarf der Wirtschaft nach einer staatlich geförderten, projektbasierten Exportunterstützung gerecht. Unter Einbindung der Außenwirtschaftsförderinstrumente der Bundesregierung unterstützt das BMEL-Exportförderprogramm gezielt kleine und mittelständische Unternehmen in ihren Exportbemühungen. Ziele des Exportförderprogramms sind insbesondere der Erhalt und die Erschließung kaufkräftiger Auslandsmärkte sowie eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Außerdem soll das Absatzpotenzial deutscher Produkte im Ausland vergrößert und der Kreis kleiner und mittelständischer Exportunternehmen erweitert werden.
Das Programm bietet den Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten im In- und Ausland. Hierzu zählen unter anderem die Bereitstellung von Marktstudien, die Durchführung und Unterstützung von Informationsveranstaltungen und Schulungen im In- und Ausland, die Auftragsvergabe von Markterkundungs- und Geschäftsreisen, Informationsveranstaltungen zu deutschen Lebensmitteln im Ausland sowie die Organisation von Auslandsreisen zum Kontaktaufbau mit Behörden und Multiplikatoren.
Außerhalb seines Exportförderprogramms organisiert das BMEL darüber hinaus offizielle deutsche Firmenbeteiligungen auf relevanten Fachmessen im außereuropäischen Ausland. Das BMEL-Auslandsmesseprogramm hat als Marketinginstrument zur Anbahnung von Geschäftskontakten mit ausländischen Unternehmen erheblich an Bedeutung gewonnen. Insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen der Ernährungsindustrie bietet es als Bestandteil der Messeförderung der Bundesregierung eine Initialhilfe bei der Erschließung von Auslandsmärkten. Die Teilnahme an einer der geförderten Messebeteiligungen steht allen Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft mit Sitz und Produktion in Deutschland offen.
Neben den Exportförderinitiativen des BMEL gibt es aber auch für die Ernährungsindustrie relevante Exportförderinstrumente und -strukturen, die zum Beispiel durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) oder das Auswärtige Amt finanziert und organisiert werden. Ein wichtiges Modul ist die Möglichkeit der Risikoabsicherung bei Auslandsgeschäften durch Hermes-Deckungen. Diese sichern gleichermaßen das Fabrikationsrisiko von Exportgütern vor dem Versand der Ware als auch das Risiko durch Zahlungsausfälle oder Zahlungsverzug nach Warenversand in ausgewählte Auslandsmärkte ab.
Zugleich haben Unternehmen im Ausland bei wirtschaftspolitischen Problemen die Möglichkeit, sich an eine der 227 Auslandsvertretungen der Bundesrepublik Deutschland zu wenden. Auf Weisungen des Auswärtigen Amtes sind die Auslandsvertretungen darum bemüht, deutsche Unternehmen bei ihren Aktivitäten im Ausland zur Seite zu stehen und den internationalen Handel zu fördern. In 17 der offiziellen deutschen Auslandsvertretungen weltweit sitzen zudem 18 Referentinnen und Referenten, die auf die Themen Ernährung und Landwirtschaft spezialisiert sind. Über das Netzwerk der anteilig vom BMWi geförderten Auslandshandelskammern stehen den Unternehmen darüber hinaus in 90 Ländern Partnerinstitutionen vor Ort zur Seite, die die Außenhandelsbestrebungen der Unternehmen bei Bedarf aktiv unterstützen. Neben der Exportförderung durch die Bundesregierung bieten vereinzelt auch Landesregierungen Exportförderinstrumente für die in dem jeweiligen Bundesland ansässigen Unternehmen an.
Privatwirtschaftliche Exportförderung
Wirtschaftsseitig haben sich am Export interessierte Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie in Exportförderorganisationen zusammengeschlossen. Hierzu zählen branchenübergreifende Ländervereine mit dem Fokus auf ausgewählte Absatzmärkte sowie branchenspezifische Verbände wie beispielsweise German Meat, German Sweet, die Export Union für Milchprodukte oder der Verband der Ausfuhrbrauereien Nord-, West- und Süddeutschlands. Die branchenspezifischen Exportförderverbände beraten ihre Mitglieder zum Teil bereits seit mehreren Jahrzehnten gezielt rund um das Thema Export und bieten privatwirtschaftlich organisierte Messebeteiligungen, Exportförderseminare oder aber auch branchenspezifische Marktstudien an. Der im Mai 2009 auf Initiative mittelständischer Unternehmen der deutschen Ernährungswirtschaft gegründete Verein „Food Made in Germany“ steht allen Unternehmen offen, die auf keinen eigenen branchenspezifischen Exportförderverband zurückgreifen können. Zentrale Anlaufstelle für alle Exportbeteiligten aus dem Bereich Agrar- und Ernährungswirtschaft ist die „German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA)“. Sie ist Ansprechpartner für Wirtschaft und Politik in Exportfragen. Zu ihren Aufgaben zählt auch die Organisation und Betreuung des produktübergreifenden Auftritts der branchenspezifischen Exportförderverbände im Ausland.
EU-Absatzförderung
Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft aus ganz Europa können sich in ihren Exportbemühungen auch durch die Europäische Kommission fördern lassen. Mit dem 2016 neu aufgelegten EU-Absatzförderprogramm für die Agrar- und Ernährungswirtschaft werden sowohl Projekte für Einzelland- und Mehrländerprogramme innerhalb der Europäischen Union als auch Projekte auf ausgewählten Drittlandsmärkten gefördert. Die Förderquoten betragen je nach Programm zwischen 70 und 85 Prozent und unterliegen strengen Vorschriften.
Was tut die BVE?
Außenwirtschaftstag und Außenwirtschaftsseminar
Seit 2009 veranstaltet die BVE gemeinsam mit dem BMEL sowie mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes den
Außenwirtschaftstag der Agrar- und Ernährungswirtschaft in Berlin. Der Außenwirtschaftstag der Agrar- und Ernährungswirtschaft ist die wichtigste Netzwerkplattform für außenwirtschaftlich engagierte Unternehmen und bietet rund 400 Gästen praxisrelevante Informationen zu Auslandsmärkten und Außenwirtschaftsthemen aus erster Hand. Entscheider aus der Wirtschaft treffen hier mit Repräsentanten der Politik, der Außenwirtschaftsförderung sowie den Fachreferenten des BMEL an den deutschen Auslandsvertretungen zusammen, um sich über Chancen und erfolgreiche Strategien für die Erschließung von Auslandsmärkten auszutauschen. Seit 2015 ergänzt das
Außenwirtschaftsseminar den politisch orientierten Außenwirtschaftstag der Agrar- und Ernährungswirtschaft um eine interaktive und praxisorientierte Fachtagung. Die beiden Veranstal tungen wechseln sich in einem jährlichen Rhythmus ab.
Außenwirtschaftspolitische Interessenvertretung
Die BVE ist als
Dachverband der Ernährungsindustrie die Plattform zur branchenübergreifenden Meinungsbildung in Außenwirtschaftsfragen. In der
Gremienarbeit des Verbandes werden die Brancheninteressen in Handelsabkommen, zur Markterschließung, zur Ausrichtung von Exportförderinstrumenten, dem Auslandsmesseprogramm der Bundesregierung oder auch zum internationalen Lieferkettenmanagement abgestimmt und an die Politik formuliert. Dabei ist die BVE nicht nur in Berlin aktiv, viele Themen der Außenwirtschaftspolitik liegen in der Verantwortung der EU. Mit einem Büro in Brüssel organisiert die BVE daher die Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder bei den europäischen Entscheidungsträgern. Die BVE bringt sich zudem aktiv in die interinstitutionelle Arbeit bei bilateralen Wirtschaftsarbeitsgruppen ein, fördert die operativen Exportförderaktivitäten der GEFA, unterstützt politische Delegationsreisen und wirkt ebenso als erster Kontakt für Delegationen aus dem Ausland.
Berichterstattung und Studien
Wie entwickeln sich die deutschen Lebensmittelexporte und was wird wohin exportiert? Die BVE gibt Auskunft und erörtert in regelmäßigen Unternehmensumfragen Trends und Stimmungen zu aktuellen außenwirtschaftspolitischen Themen. So erstellt die BVE gemeinsam mit PricewaterhouseCoopers (PwC) halbjährlich das , welches vom BMEL gefördert wird. Für das
Exportbarometer werden über 400 Geschäftsführer und Exportleiter der Ernährungsindustrie nach ihrer Einschätzung der aktuellen Geschäftslage und den zukünftigen Erwartungen im Export befragt. Aus den Befragungsergebnissen wird ein Exportklimaindex errechnet, der Auskunft über die heutige Positionierung der Ernährungsindustrie im internationalen Wettbewerb und über zukünftige Absatzmärkte gibt.