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„Der Preis bestätigt uns darin zu wachsen und die Digitalisierung weiterhin zu nutzen, um Lebensmittel zu retten“
25.04.2019
Bei der diesjährigen Verleihung des "Zu gut für die Tonne!" Bundespreises wurde die App „Too Good To Go“ in der Kategorie Digitalisierung ausgezeichnet. Laure Berment, Countrymanagerin Deutschland, erklärt uns im Interview, was dieser Preis für sie bedeutet und welche Herausforderung Too Good To Go als vergleichsweise kleines Unternehmen meistern muss, um Lebensmittel vor der Verschwendung retten zu können.
BVE: Das Problem der Lebensmittelverschwendung ist allgegenwärtig und Maßnahmen, um dagegen etwas zu unternehmen, werden dringend gesucht. Ihre App „Too Good To Go“ wurde nun mit dem "Zu gut für die Tonne!" Bundespreis 2019 ausgezeichnet. Was bedeutet dieser Preis für Sie?
Laure Berment: Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung des BMEL für unsere bisherige Arbeit, mit der wir bereits eine sehr große Bewegung aufgebaut und zwölf Millionen Mahlzeiten vor der Verschwendung gerettet haben. Auch wird mit dem Preis signalisiert, dass der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung an oberster Stelle auf der Agenda stehen sollte. Der Preis bestätigt uns darin zu wachsen und die Digitalisierung weiterhin zu nutzen, um Lebensmittel zu retten und somit einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu haben. Gleichzeitig werden wir mit dem Preis darin bestärkt, auch konkrete Forderungen an die Regierung zu stellen – schließlich müssen alle Bereiche etwas unternehmen: Von den Verbrauchern bis zur Bundesregierung.
BVE: Ihre App funktioniert durch die Vernetzung von Verbrauchern mit Restaurants, Bäckereien, Cafés, Hotels und Supermärkten. Nutzer können so erfahren, welche Unternehmen in ihrem Umkreis übrig gebliebenes Essen zu einem geringen Preis abgeben. Was sind die größten Herausforderungen, auf die Sie dabei stoßen?
Laure Berment: Genau, wir haben schon 2.700 Betriebe und über eine Millionen Kundinnen und Kunden miteinander vernetzt. Allerdings sind wir im Vergleich zu der Größe von Deutschland noch ein verhältnismäßig kleines Team. Daher ist unsere größte Herausforderung momentan schnell und sinnvoll zu wachsen, damit wir wirklich alle Läden in Deutschland erreichen können. Viele Betriebe sind auch schon auf der Suche nach einer Möglichkeit, überschüssige Lebensmittel nicht wegwerfen zu müssen. Da ist Too Good To Go natürlich eine sehr einfache und willkommene Lösung. Wir freuen uns daher darüber, dass unser Konzept immer bekannter wird, sodass das Ansprechen von Betrieben immer schneller funktioniert und Betriebe auch von sich aus auf uns zukommen.
BVE: Ihre App ist ein großer Erfolg. Hierzulande konnte mit „Too Good To Go“ bereits über eine Million Mahlzeiten gerettet werden. Europaweit sind es sogar zwölf Millionen. Welche Chancen sehen Sie, um noch mehr Menschen zu erreichen und mehr Lebensmittel vor der Tonne zu retten?
Laure Berment: Unser ganzes Team arbeitet jeden Tag fleißig daran, immer mehr Läden sowie Nutzerinnen und Nutzer von dem Konzept der Lebensmittelrettung zu überzeugen. Wir merken, dass immer mehr Menschen sich darüber Gedanken machen, wie sie nachhaltiger konsumieren können. Genau diese Leute wollen wir natürlich erreichen. Aber gleichzeitig wollen wir auch denen, die sich mit dem Thema vielleicht noch nicht auseinandergesetzt haben, die Möglichkeit bieten, etwas darüber zu erfahren und uns kennenzulernen. Daher setzen wir alles daran, durch unsere Öffentlichkeitsarbeit und Social-Media-Präsenz die Bekanntheit von Too Good To Go zu erhöhen, sowie Informationen rund um Lebensmittelverschwendung anzubieten, damit wirklich alle Bescheid wissen und durch die App auch direkt selbst etwas tun können.
BVE: Julia Klöckner (CDU), Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, ist die Schirmherrin des "Zu gut für die Tonne!" Bundespreises. Was kann die Politik tun, um Ihnen Ihre Arbeit zu erleichtern?
Laure Berment: Wir freuen uns grundsätzlich über die Nationale Strategie gegen Lebensmittelverschwendung und dass die Bundesregierung das Thema nun in Angriff nehmen möchte. Allerdings baut die Strategie viel auf Freiwilligkeit. Wir haben die Sorge, dass sich ohne weitergehende Maßnahmen an dem Problem zu wenig ändert. Um die Lebensmittelverschwendung wirklich um die Hälfte zu reduzieren, was das UN-Ziel bis 2030 ist, könnte man zum Beispiel Gesetze erlassen, die die Abgabe von Lebensmitteln erleichtern, bevor sie in der Tonne landen. Auch sollte man darüber nachdenken, ob wirklich jede Produktgruppe ein Mindesthaltbarkeitsdatum aufweisen muss. Nur so können wir sicherstellen, dass letztlich gar keine Lebensmittel mehr unnötig entsorgt werden.
BVE: Vielen Dank für das Interview!