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Drei Fragen zum NAP
17.06.2019
Stefanie Sabet, Geschäftsführerin BVE, erläutert im Interview die Bedeutung des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte.
BVE: Welche Bedeutung hat das Thema Menschenrechte für die deutsche Ernährungsindustrie?
Stefanie Sabet: Während Wertschöpfung in der Ernährungsindustrie also vor allem in Deutschland stattfindet, ist die Branche über die Lieferbeziehungen eng in den globalen Handel eingebunden. Deutschland ist heute der drittgrößte Importeuer von Agrarrohstoffen weltweit. Dabei stammen 69 Prozent der Agrarimporte aus der EU und 31 Prozent aus Nicht-EU-Ländern, weil diese in Deutschland nicht angebaut werden können. Die Lieferketten sind dabei geprägt von einer hohen Komplexität hinsichtlich der Produkte als auch der Lieferanten. Besonders kleine und mittlere Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie stellt das vor eine Herausforderung.
BVE: Wie bewerten die Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie den NAP?
Stefanie Sabet: Unsere Mitglieder können und wollen den Aktionsplan einhalten. Die Unternehmen sind sich ihrer Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte und eine nachhaltige Beschaffung mehr als bewusst. Da durch den globalisierten Agrarhandel Lieferketten immer komplexer werden, richtet sich der Fokus bei der lückenlosen Rückverfolgbarkeit längst nicht mehr nur auf die Lebensmittelsicherheit, sondern immer stärker auch auf soziale und ökologische Standards. Diese hohen Anforderungen über die unmittelbare Lieferantenebene hinaus durchzusetzen, stellt die Hersteller natürlich vor große Herausforderungen, denn oft ist eine Vielzahl von eigenständigen Akteuren in der Lieferkette involviert. Hier ist bei der Risikoerkennung aber auch der Abhilfe die Unterstützung der Politik notwendig, denn wirklich nachhaltig Abhilfe bei Menschenrechtsverstößen ist nur leistbar, wenn alle Staaten ihrer Schutzpflicht nachkommen. Unsere Branche will den NAP erfüllen, um zu zeigen, dass wir die Ziele der internationalen Gemeinschaft ernst nehmen und das gesetzliche Alleingänge nicht nur nicht notwendig sind sondern sogar ihr Ziel verfehlen müssen.
BVE: Welche weitere Unterstützung wünschen Sie sich von der Politik?
Stefanie Sabet: Transparenz schaffen, welche Bewertungskriterien im Monitoring-Prozess angewendet werden. Derzeit wissen die teilnehmenden Unternehmen nicht, ob Sie den NAP erfüllt haben oder nicht. Ein Feedback seitens der Bundesregierung halten wir für notwendig. Nur so können die Unternehmen lernen, wie sie möglicherweise noch nachbessern müssen.