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„Gutes tun und darüber reden“
15.10.2018
Am 16. Oktober 2018 geht die in 2016 gestartete Veranstaltungsreihe „BVE-Regionalinitiative Nachhaltigkeitsförderung“ in ihre 5. Runde. Diesmal stellt sich für den Raum Berlin und Brandenburg die Frage: Welche Möglichkeiten gibt es, insbesondere kleine und mittelständische Lebensmittelhersteller in ihrem Nachhaltigkeitsengagement zu fördern? Wir haben diesen Anlass genutzt und Yvonne Zwick vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) – eine der Speakerinnen – dazu befragt, wo sie gerade für diese Unternehmen die größten Hürden beim Thema „Nachhaltigkeit“ sieht und wie diese genommen werden können.
BVE: Frau Zwick, was bedeutet „Nachhaltigkeit“ aus Sicht des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) und warum ist das Thema so relevant?
Yvonne Zwick: Nachhaltigkeit ist, heute so zu handeln, dass uns nachkommende Generationen mindestens die gleichen Wahlmöglichkeiten haben, ihren Lebensstil frei zu wählen – hier, in Europa und weltweit. Unser Handeln muss weltweit als Maxime gelten können, sowohl in ökologischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Dimension. Zunehmend kommen Fragen guter Governance dazu, d.h. integren Handelns auf politischer und Unternehmensebene. Das Thema hat an Relevanz gewonnen durch die zunehmenden auffälligen Wetterereignisse, die Hinweis sind auf ein sich veränderndes Klima und die demografischen Entwicklungen mit alternder Bevölkerung in Europa, welche die Frage nach der Finanzierbarkeit der sozialen Sicherungssysteme aufwirft. Nachhaltigkeit ist für viele Menschen ein Wertekanon – bei dem einen mit Schwerpunkt auf Umwelt, beim nächsten auf Gesellschaft und so weiter.
BVE: Die deutsche Ernährungsindustrie ist zu 90 Prozent aus klein und mittelständischen Unternehmen geprägt. Wo sehen Sie gerade für diese Unternehmen die größten Herausforderungen, wenn es um die Umsetzung von Nachhaltigkeit geht?
Yvonne Zwick: Gutes Tun und auch darüber zu reden. Es gibt eine Neigung, nur über Perfektion zu berichten, dabei ist das Anfangen wichtiger denn je. Am Anfang stellt man sich viele Fragen, auch, was der richtige Ansatz und die richtige Herangehensweise ist. Wer mit der individuellen Standortbestimmung startet, merkt schnell, dass es eine längere Reise wird und man viele blinde Flecken entdecken kann. Davor schrecken manche zurück.
BVE: Wie können diese Herausforderungen gelöst werden, welchen Ansatz verfolgt hier der RNE?
Yvonne Zwick: Der Nachhaltigkeitsrat ermutigt in seinen Projekten dazu, das Prozesshafte an Nachhaltigkeit zu erkennen und dennoch frühzeitig in die Diskussion einzusteigen. Gerade wenn wir uns für eine gesellschaftliche Debatte mit einem gewissen Realitätsbezug interessieren, müssen wir bereit sein, zu lernen und die unterschiedlichen Standpunkte zu verstehen. Dann können auch die richtigen Instrumente, die allen Beteiligten helfen, viel leichter gefunden werden. Transparenz und Dialog ist der Anfang allen Lernens.
BVE: Was beinhaltet der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) und inwiefern hilft er Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten?
Yvonne Zwick: Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex beinhaltet in 20 Kriterien und einer Auswahl von Leistungsindikatoren einen Themenkanon der Nachhaltigkeit. Wer sich mit ihm befasst und dazu Auskunft gibt, zeichnet ein umfassendes Bild, wie sich das Unternehmen mit Nachhaltigkeit befasst, ob und wie es bereits Thema ist. Der Nachhaltigkeitskodex ist ein pragmatischer Ansatz, der mir überschaubarem Aufwand erfüllt werden kann. Wir achten bei dem Projekt darauf, dass er auch sinnvoll zur Erfüllung der CSR-Berichtspflicht als auch des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) nützt, wenn es das Unternehmen will. Kohärenz ist uns wichtig – weil sie für Unternehmen im Sinne der Senkung von Transaktionskosten wichtig ist.