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Handel zwischen China und Deutschland in Zeiten von Coronavirus
27.02.2020
Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und China stehen momentan aufgrund des Coronavirus und der Afrikanischen Schweinepest immer wieder im Fokus der Aufmerksamkeit. Wir zeigen, wie sich die deutsch-chinesischen Handelsbeziehungen in den letzten Jahren entwickelt haben und wie wichtig sie als Ertragsstütze für die deutsche Ernährungsindustrie sind.
Lebensmittelexport im Allgemeinen
Die deutsche Ernährungsindustrie ist der größte Lebensmittelproduzent der Europäischen Union. Der Export ist eine wichtige Stütze bei dem ertragsschwachen Inlandsgeschäft. Ein Drittel des Umsatzes der Ernährungsindustrie wird auf ausländischen Märkten verdient.
Lebensmittelhandel zwischen Deutschland und China
Außerhalb der Europäischen Union ist China für die deutsche Ernährungsindustrie der größte Exportmarkt. Dabei ist der bilaterale Handel mit China sehr ausgeglichen. Die Lebensmittelhersteller exportieren verarbeitete Produkte und importieren Rohwaren aus China für die Verarbeitung hierzulande. Die deutschen Lebensmittelexporte nach China beliefen sich 2019 schätzungsweise auf 2,5 Milliarden Euro (endgültige Zahlen liegen noch nicht vor). Dies entspräche einem Plus von 37,8 Prozent zum Vorjahr. Eine Erklärung für die Steigerung sind unter anderem erhöhte Ausfuhren von Schweinefleisch in Zusammenhang mit der Afrikanischen Schweinepest. In Vergleich zu 2015 stiegen die Lebensmittelexporte nach China sogar um 52,9 Prozent.
Handelshemmnisse
Die große Nachfrage nach deutschen Lebensmitteln kann aufgrund von Handelsbarrieren allerdings noch nicht befriedigt werden. Die größte Herausforderung für die deutsche Lebensmittelindustrie sind die nicht-tarifären Handelshemmnisse wie unterschiedliche Einfuhrbestimmungen und -standards. Besonders die Zulassungsvorschriften und -verfahren für Exporteure tierischer Lebensmittel wie beispielsweise Fleisch- oder Geflügelprodukte sind bislang sehr aufwendig, viele Produkte dürfen zudem wegen fehlender abgestimmter Veterinärzertifikate schlichtweg auch noch nicht geliefert werden. Eine weitere Herausforderung stellen die Zollverfahren der chinesischen Behörden dar. So werden identische Warengruppen nicht immer gleichbehandelt und Anforderungen an Inhaltsstoffe oder Nachweispflichten geändert ohne die Handelspartner gemäß den Regeln der WTO zu informieren. Auch Bio-Lebensmittel haben bei der Zulassung zu kämpfen, da die EU-Bioverordnung nicht von den chinesischen Behörden als gleichwertig mit den chinesischen Bio-Standards anerkannt und stattdessen eine Zertifizierung nach chinesischen Standards verlangt wird. Die langen Verfahren und aufwendigen Vorschriften bedeuten letztendlich zusätzliche Kosten, die dem deutschen Hersteller entstehen.
Ausblick
Die Nachfrage nach verarbeiteten Lebensmitteln hoher Qualität steigt in China zusehends, insbesondere deutsche Produkte sind stark nachgefragt. Die großen Wachstumschancen haben viele deutsche Lebensmittelhersteller trotz der Hindernisse dazu bewogen, den chinesischen Markt für sich zu erschließen. Dementsprechend erwarten laut einer aktuellen Unternehmensbefragung (
BVE-AFC-Exportindikator 2019) 54 Prozent der Lebensmittelhersteller für die erste Jahreshälfte 2020 eine stabile Entwicklung der Chinaexporte. 36 Prozent rechnen mit einem Anstieg. China bleibt auch 2020 der gefragteste Markt für die Anbahnung neuer Geschäftsmöglichkeiten. Inwiefern die aktuellen Entwicklungen rund um den Coronavirus Auswirkungen auf diesen deutlichen Trend haben werden, bleibt abzuwarten.