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Das Exportklima der Ernährungsindustrie erholt sich zögerlich

21.06.2021
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Nach einem Corona-bedingten Einbruch im Jahr 2020 blickt die Ernährungsindustrie positiver auf das künftige Exportgeschäft. Die generelle Geschäftslage und die Geschäftserwartung wurden deutlich besser bewertet als noch im Vorjahr. Manche Teilbranchen erholen sich jedoch nur langsam. Das ergab eine Umfrage der AFC Management Consulting im Auftrag der BVE anlässlich des 9. Außenwirtschaftstages der Agrar- und Ernährungswirtschaft.

Im Frühling 2020 waren die Folgen der Covid-19 Pandemie in der Geschäftslage im Export der Ernährungsindustrie deutlich spürbar. Erstmals überwog der Anteil der negativen Stimmen. Anfang dieses Jahres hat sich diese Einschätzung gewandelt. Die Kennzahl stieg um 32 Prozentpunkte und damit wieder in den positiven Bereich auf insgesamt 26 Prozentpunkte. Dennoch haben sich manche Teilbranchen noch nicht von der Krise erholt. So bewerteten die Branchen Süßwaren (-14%-Punkte) und alkoholfreie Getränke (-3%-Punkte) ihre Lage schlechter als im Vorjahr. Außergewöhnlich gut schätzt die Branche der Molkereiprodukte (71%-Punkte) ihre Geschäftslage ein, was einem Plus von 90 Prozentpunkten im Vergleich zu 2020 entspricht. Auch die Branchen Backwaren (68%-Punkte) und Fertiggerichte/Feinkost (37%- Punkte) sind verhältnismäßig optimistisch gestimmt.

Geschäftserwartung deutlich besser als im Vorjahr

Hinsichtlich der Geschäftserwartung im Export äußerten sich die befragten Unternehmen für das nächste halbe Jahr optimistischer als im Vorjahr. So stieg die Geschäftserwartung um 21 Prozentpunkte auf einen Wert von 18 Prozentpunkten. Beim Exportklima stieg der Wert im Vergleich zum Vorjahr um 27 auf 22 Prozentpunkte. Die Branchen Molkereiprodukte (62%-Punkte) und Bier (16%-Punkte) verzeichnen dabei den höchsten Anstieg von 65 beziehungsweise 54 Prozentpunkten. In vielen anderen Branchen nähert sich das Exportklima wieder dem Stand von 2019. Dies gilt vor allem für verarbeitetes Obst und Gemüse, Backwaren und Bier. Eine eher gedämpfte Stimmung dominiert weiterhin in den Branchen Süßwaren (1%-Punkt) und alkoholfreie Getränke (4%-Punkte).

Die Absatzerwartungen in den Auslandsmärkten für das kommende halbe Jahr sind größtenteils gleichbleibend. In den EU-Märkten verspricht sich die Branche insbesondere vom Export in die Niederlande und Italien Wachstum, dicht gefolgt von Polen und Frankreich. In den Drittlandsmärkten liegen USA und Vietnam an der Spitze, vor der Ukraine und Russland. Rückläufige Erwartungen wurden lediglich für das Vereinigte Königreich angegeben, was auf den erfolgten EU-Austritt des Vereinigten Königreichs zurückzuführen ist.

Export: Chancen und Entwicklung

Für die Ernährungsindustrie ist das Exportgeschäft ein wichtiges Standbein, um neben dem Geschäft auf den Binnenmärkten zusätzliches Wachstum zu generieren. Jeder dritte Euro wird im Ausland verdient. Im Vorjahresvergleich konnten jedoch 60 Prozent der Unternehmen keine neuen Märkte erschließen, bei 20 Prozent nahm die Anzahl der Absatzmärkte im Ausland sogar ab.

Auch der Blick in die Zukunft fällt weiterhin verhalten aus: Die Mehrzahl der Unternehmen (51 Prozent) plant in den nächsten zwölf Monaten keine neuen Märkte zu erschließen. Neben Unsicherheiten als Folge der Pandemie belasteten auch die Afrikanische Schweinepest sowie politische Ereignisse wie der Brexit den Handel. Die Preise im Export werden laut Einschätzung der befragten Experten tendenziell ansteigen oder gleichbleiben. Jede Teilbranche gelangt dabei jedoch abhängig von der individuellen Lage zu unterschiedlichen Prognosen. Im vergangenen Jahr belasteten maßgeblich Kostenpositionen wie Transport und Logistik sowie Rohstoffe mit in Summe 51 Prozent das Exportgeschäft.

„Damit die Exporte der Ernährungsindustrie nach der Corona-Pandemie zurück auf den Wachstumspfad gelangen, muss auch der internationale Handel wiederbelebt werden. Dazu muss der Abschluss von Handelsabkommen mit strategisch wichtigen Märkten rasch vorangebracht werden aber auch das Ausräumen von Transport- und Logistikhemmnissen ist entscheidend. In den bestehenden Handelsstreitigkeiten zwischen der EU und den USA braucht es nach Aussetzung nun eine dauerhafte Einstellung der Strafzölle für den Lebensmittelaußenhandel. Die WTO muss erfolgreich reformiert und faire Wettbewerbsbedingungen für den Weltagrarhandel geschaffen werden.“, fordert Stefanie Sabet, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie.

Lebensmittelbetrug im Export

In der Umfrage wurden die Unternehmen zusätzlich zum Thema Lebensmittelbetrug im Export befragt. 85 Prozent der Teilnehmenden gaben an davon nicht betroffen zu sein, 15 Prozent hingegen schon. Die Aufklärung der Fälle und das konkrete Vorgehen stellt die Firmen vor komplexe und kostspielige Herausforderungen. Am häufigsten traten Warenumlenkungen (34%) und Produktfälschungen (29%) auf. Insbesondere die Back- und Süßwarenbranche waren von ersterem betroffen. Produktfälscher fokussierten sich auf alkoholfreie Getränke und Molkereiprodukte. Außerdem waren für die Teilbranchen Molkereiprodukte und Bier Fälle von Nachahmungen relevant. Diebstahl stellte für die Fleisch- und Wurstwaren- und Fleischbranche Probleme dar.

„Der mit 15 Prozent geringe Anteil an betroffenen Unternehmen ist sicherlich eine positive Nachricht und spricht insbesondere für die europäische Lebensmittelwirtschaft, da hier Betrugsfälle im Vergleich zu Drittlandsmärkten seltener auftreten. Die am häufigsten genannten Arten des Lebensmittelbetruges sind Warenumlenkung und Produktfälschung, gefolgt von Diebstahl und Nachahmung. Um der Zunahme von Lebensmittelbetrug in Zukunft weiter entgegenzuwirken, ist ein intensives Supply Chain Management notwendig, welches u.a. ein regelmäßiges Monitoring im Zielland durch z.B. lokale Importeure und Kontrollen am POS vorsieht. Nur so kann die Authentizität und Integrität der Produkte garantiert werden kann. Zusätzlich kann das Absichern durch Versicherungen dabei helfen, zumindest die finanziellen Risiken zu minimieren,“ erläutert Anselm Elles, Managing Partner bei AFC.
Download der gesamten Studie

Der Exportindikator der deutschen Ernährungsindustrie ist ein Folgeformat des Exportbarometers und wird im Auftrag der BVE von der Beratungsgesellschaft AFC Management Consulting erstellt.

Die Ergebnisse stehen hier im Detail zum Download zur Verfügung.