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ZNU-Online-Veranstaltung: Der Green Deal und die Industrie
03.12.2020
Bei der Umsetzung des Green Deals der Europäischen Union unterstützt die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) ihre Mitglieder unter anderem durch Arbeitskreise, Seminare und Kooperationen – so auch mit dem Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU). In diesem Zusammenhang hielt BVE-Geschäftsführerin Stefanie Sabet auf den zweiten ZNU-Digitalen Nachhaltigkeits-Impulsen 2020, an denen über 220 Akteure aus Ernährungswirtschaft, Handel, Wissenschaft und Verbänden teilnehmen, einen von insgesamt sechs Vorträgen. Sie machte deutlich, dass insbesondere der Aktionsplan Kreislaufwirtschaft und die Farm-to-Fork-Strategie neben dem Klimaneutralitätsziel 2050 wichtig für die deutsche Ernährungswirtschaft sind.
Was bedeutet der EU Green Deal für die Ernährungswirtschaft?
Der Klimawandel beeinträchtigt durch extreme Witterung oder den Verlust an Biodiversität die Ertragsgrundlage der Branche. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Lebensmitteln aufgrund einer wachsenden Weltbevölkerung. Bis 2050 werden über nein Milliarden Menschen auf der Erde leben und circa 60 Prozent mehr Lebensmittel benötigt. Daher ist es notwendig, als Lebensmittelwirtschaft den Green Deal aktiv mit allen Partnern der Wertschöpfungskette mitzugestalten und so die Versorgung auch in Zukunft zu sichern.
Bereits 2015 hat sich Deutschland den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals – SDGs) für eine ökonomisch, ökologisch und sozial generationengerechte Entwicklung verpflichtet. Im EU-Vergleich ist Deutschland bei 5 von 17 Zielen überdurchschnittlich, darunter das kommunale Entsorgen und Recyceln von Müll.
Sollten die Nachhaltigkeitsziele nicht erreicht werden, warnt die EU-Kommission vor drastischen Konsequenzen. Laut einer Studie von COACCH (CO-designing the Assessment of Climate CHange costs) aus dem Jahr 2018 ist beispielsweise mit 40 Prozent weniger Wasser in den südlichen Regionen der Europäischen Union zu rechnen. Bei einem Temperaturanstieg von drei Grad Celsius komme es voraussichtlich zu Verlusten von 190 Milliarden Euro jährlich.
Die deutsche Ernährungsindustrie befindet sich in der Transformation, um die Herausforderungen für mehr Nachhaltigkeit zu meistern- Dies umfasst eine Veränderung von Denkweise, Geschäftsmodellen und Strategien entlang der ganzen Lebensmittelkette. Für den Erfolg dieser Bestrebungen ist jedoch ein unterstützender Politikrahmen ist notwendig.
Konkrete Umsetzung
Die konkreten Umsetzungsmöglichkeiten wurden in den weiteren Vorträgen deutlich. So berichtete Alice Franke auf, wie es Develey Senf & Feinkost inzwischen gelungen ist, alle Senfe unter der Marke Develey klimaneutral zu stellen. Urban Buschmann von FRoSTA zeigte eindrucksvoll, dass bereits 30 Prozent des verarbeiteten Gemüses aus eigener Landwirtschaft stammen und somit der Einflussbereich auf die Vorlieferanten deutlich erhöht wird. Verena Schädler von Seeberger ergänzte in diesem Zusammenhang, welche Rolle die Zusammenarbeit mit den Lieferanten im Beschaffungsmanagement spiele. Kristin Buro von Bahlsen (als einer der Praxispartner von Interseroh, die zuvor ihre Beratungsmöglichkeiten aufgezeigt hatten) bewies, wie schrittweise die Kreislaufwirtschaft gelingen kann.
Beratung durch das ZNU
Abgerundet wurden die zwei Tage durch die Analyse von Messung und Kommunikation der Nachhaltigkeitsaktivitäten von Unternehmen. Kesta Ludemann, ZNU, zeigte zu Beginn die Komplexität und die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtungsweise der Nachhaltigkeit auf, die mit Hilfe des ZNU-Standards Nachhaltiger Wirtschaften erreicht werden kann. Laura von Flemming (Hassia) gab Einblicke in die Praxiserfahrung der Hassia Mineralquellen mit dem Nachhaltigkeitsmanagementsystem sowie der Herangehensweise für eine erfolgreiche Zertifizierung.
Zuvor hatten schon die Vorträge von Leon Halfmann zum Thema Kreislaufwirtschaft sowie Dr. Ulrike Eberle und Julius Wenzig aus dem Forschungsbereich des ZNU zum Thema Biodiversität unterstrichen, dass das ZNU den Unternehmen bei ihrer Transformation zu mehr Nachhaltigkeit hilfreich zur Seite stehen kann. Die BVE freut sich daher über eine weitere erfolgversprechende Zusammenarbeit.
Die Pressemitteilung des ZNU zur Veranstaltung finden Sie
hier.