Am 04. Februar 2021 veranstaltet die BVE in Kooperation mit der AFC Risk & Crisis Consult eine neue Ausgabe ihrer Veranstaltungsreihe BVE-Krisenmanagement.
Am 01. Juni 2021 veranstaltet die BVE in Kooperation mit der AFC Risk & Crisis Consult eine neue Ausgabe ihrer Veranstaltungsreihe BVE-Krisenmanagement.
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10.06.2021 10:00 - 17:00 Uhr, Berlin, Auswärtiges Amt
Seit Anfang 2019 ist das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan in Kraft. Im Bereich der verarbeiteten Lebensmittel erwartet die EU einen Anstieg der Exporte um bis zu 180 Prozent. Wir haben mit Dr. Lucas Witoslawski, stv. Geschäftsführer der Auslandshandelskammer in Tokio, über die Chancen und Herausforderungen für deutsche Lebensmittelhersteller gesprochen.
BVE: Welchen Stellenwert besitzt „Made in Germany“ in Japan?
Dr. Lucas Witoslawski: „Made in Germany“ genießt in Japan ein hohes Ansehen. Japaner schätzen die Qualität deutscher Produkte sehr hoch ein. Dies gilt für Konsumgüter sowie Industrieprodukte. Neben allgemeiner Produktqualität spielen für japanische Kunden in der Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen Werte wie Zuverlässigkeit, Liefertreue oder Kundenorientierung eine entscheidende Rolle. Daher vertrauen japanische Abnehmer im internationalen Vergleich gerne auf deutsche Unternehmen und Produkte. Deutschland wird aber im Lebensmittelsegment noch nicht als Exportnation wahrgenommen.
BVE: Was ist das Interessante am Export in den japanischen Markt? Welches Potenzial hat dieser Markt? Für welche Teilbranche ist er besonders spannend?
Dr. Lucas Witoslawski: Japan importiert ca. 60 Prozent aller Lebensmittel und verfügt somit über einen vergleichsweise geringen Selbstversorgungsgrad. Der Wert japanischer Lebensmittelimporte liegt aktuell bei ca. 50 Milliarden Euro im Jahr. Vor allem Fleisch und Milchprodukte spielen hier – zumindest für Importe aus Deutschland – eine große Rolle. Wachstumschancen sehen wir weiter im Bereich von verarbeiteten Lebensmitteln, Lebensmittelzusätzen, Fleischprodukten, Süßwaren, Käse- und Milchprodukten sowie zum Teil organischen Produkten. Französische Lebensmittelhersteller konnten in den letzten Jahren ein steigendes Geschäft im Bereich der Gefrierwaren verzeichnen – gegebenenfalls ergeben sich daher auch Potenziale für deutsche Hersteller.
BVE: Was erwarten Sie von JEFTA?
Dr. Lucas Witoslawski: Insgesamt wird durch das Freihandelsabkommen ein Anstieg der EU-Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen nach Japan von bis zu 24 Prozent erwartet. Hier insbesondere mit deutlichem Anstieg der Lebensmittelexporte nach Japan. Im Bereich der verarbeiteten Lebensmittel können die Ausfuhren laut EU-Angaben sogar um bis zu 180 Prozent steigen. Deutschland hat hierbei aufgrund der Marktgröße in der EU sowie noch geringem Marktanteil in Japan gute Chancen, besonders davon zu profitieren. Da viele Produkte erst über einen Zeitraum von 15 Jahren zollfrei werden, gilt es, die Entwicklungen weiterhin aufmerksam zu beobachten.
BVE: Welche Besonderheiten hat der japanische Konsument?
Dr. Lucas Witoslawski: Der japanische Konsument ist sehr qualitätsaffin und erwartet nicht nur vom Produkt selbst, sondern auch von der Umverpackung und Präsentation des Produktes einwandfreie Qualität. Die Preisaffinität des japanischen Konsumenten ist nicht so hoch wie in Deutschland, solange der Konsument einen klaren Mehrwert in einem Produkt mit höheren Verbraucherpreisen erkennt. Wichtig ist zu beachten, dass der japanische Konsument gerne kleinere Portionen verbraucht und somit viele Produkte in kleineren Verpackungsmengen angeboten werden sollten.
BVE: Mit welchen Herausforderungen sehen sich die Unternehmen im japanischen Markt konfrontiert?
Dr. Lucas Witoslawski: Eine Herausforderung für deutsche Unternehmen ist, dass ihre „Standardprodukte“ in der Regel nicht 1:1 auf Japan übertragbar sind. Für den erfolgreichen Markteinstieg sind Produktanpassungen an Verpackung, Mengen und Qualität daher äußerst entscheidend. Darüber hinaus sind gute Vorbereitung, die Involvierung erfahrener Partner in Japan und eine gewisse „Japan-Sensibilisierung“ im Mutterhaus essentiell. Deutsche Unternehmen sollten zunächst versuchen, das Vertriebs- und Marketingverständnis japanischer Partner zu bergreifen und darauf aufbauend eine geeignete eigene Strategie entwickeln.
BVE: Welche Unterstützung bieten Sie an?
Dr. Lucas Witoslawski: Wir können bei der Recherche und Analyse des Marktpotenzials für ein gewisses Produkt unterstützen, sowie bei der Suche und Identifikation von potenziellen Distributionspartnern zielgerichtet helfen. Punktuell kann für gewisse Produktgruppen versucht werden, über Verkaufsaktionen in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern das Interesse bei japanischen Konsumenten zu steigern.
BVE: Welchen Tipp haben Sie für Einsteiger in den japanischen Markt?
Dr. Lucas Witoslawski: Wenden Sie sich an die AHK Japan, die gemeinsam mit Ihnen die beste Eintrittsstrategie erarbeitet und Sie zielgerichtet bei der Identifikation der richtigen Partner unterstützt.