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„Zunehmend Möglichkeiten für deutsche Unternehmen in afrikanischen Märkten“    

15.06.2021
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Britta Ziemann, Leiterin der Geschäftsstelle des Wirtschaftsnetzwerks Afrika, ist auf dem Außenwirtschaftstag der Agrar- und Ernährungswirtschaft als Expertin für das Länderforum „African Continental Free Trade Area (AfCFTA)?“ eingeladen. Im Vorfeld beleuchtet sie das Potenzial afrikanischer Märkte für deutsche Unternehmen, zeigt auf, wo noch Luft nach oben in den Handelsbeziehungen ist und gibt Einsteigern Tipps.

BVE: Afrikanische Länder sind bisher eher als Rohstofflieferanten (zum Beispiel für Kakao) bekannt. Welche Potenziale sehen Sie in afrikanischen Märkten für deutsche Unternehmen?

Britta Ziemann: Aus meiner Sicht gibt es zunehmend Möglichkeiten für deutsche Unternehmen in afrikanischen Märkten, weil durch steigende Bevölkerungszahlen und wachsende Mittelschichten in vielen Ländern die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen steigt. Mit der Afrikanischen Freihandelszone wird der innerafrikanische Handel gestärkt und somit auch die Weiterverarbeitung und Produktion vor Ort. Das führt zu wachsenden industriellen Kapazitäten in vielen afrikanischen Ländern und zu mehr Möglichkeiten für deutsche Unternehmen, in diese Märkte zu expandieren - sei es durch Exporte von Produkten wie Maschinen oder durch Investitionen vor Ort. Deutsche Produkte haben auch in afrikanischen Ländern einen guten Ruf. „Made in Germany“ steht auch in afrikanischen Ländern für Qualität.

BVE: Wo ist Luft nach oben, Handelsbeziehungen auszubauen?

Britta Ziemann: Für Afrika mit seinen 54 Ländern verbietet sich eine generelle Antwort. Es gibt Ankermärkte, die bereits etabliert sind. Zu nennen sind hier Südafrika, Ägypten und Marokko. Diese dienen oft als Einstiegsmärkte. Wir sehen aber auch bei den Anfragen von Unternehmen, dass Westafrika sehr stark im Kommen ist. Das schlägt sich jetzt noch nicht unbedingt in Handelsstatistiken nieder, aber wir bemerken zunehmendes Interesse von deutschen Mittelständlern, in diese Märkte zu gehen.

Nach den Handelsstatistiken sind deutsche Exporte nach Afrika und deutsche Investitionen im Vergleich zu anderen Kontinenten immer noch sehr niedrig. Dadurch, dass Afrika ein vielseitiger Kontinent ist und durchaus auch Risiken birgt, ist es insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen oft schwierig, den passenden Markt für sich zu identifizieren und passende Kontakte vor Ort zu knüpfen. Diese Schwierigkeiten geht das Wirtschaftsnetzwerk Afrika an.

BVE: Welche Unterstützung bietet das Wirtschaftsnetzwerk Afrika für deutsche Unternehmen an?

Britta Ziemann: Das Wirtschaftsnetzwerk Afrika, eine Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums, bietet umfassende Informationen zu den afrikanischen Märkten, vernetzt die Partner und Angebote der Außenwirtschaftsförderung und der Entwicklungszusammenarbeit und bietet zusätzliche Außenwirtschaftsmaßnahmen zum Markteinstieg in aussichtsreichen Märkten an. Im „Africa Business Guide“, der digitalen Plattform der GTAI, können sich Unternehmen umfassend über die Geschäftsbedingungen in einzelnen afrikanischen Ländern informieren. Die Afrika-Partner in der Geschäftsstelle des Wirtschaftsnetzwerks stehen Unternehmen als erste Ansprechpartner zur Verfügung und begleiten diese während des gesamten Markteinstiegs. Je nach Beratungsbedarf verweisen die Afrika-Partner interessierte Unternehmen zur Erstberatung zur Außenwirtschaftsförderung weiter an das IHK-Netzwerkbüro Afrika (INA) beim DIHK oder zu Angeboten der Entwicklungszusammenarbeit an die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE). Neue Außenwirtschaftsfördermaßnahmen sind kombinierte Angebote zum Markteinstieg in aussichtsreichen Märkten und Branchenexperten, die deutsche Unternehmen über Geschäftsopportunitäten informieren. Für die Lebensmittelverarbeitung gibt es momentan spezifische Angebote zum Markteinstieg in Westafrika und Ostafrika mit Zielmarktstudien, Informationsveranstaltungen, Geschäftsanbahnungsreisen und individueller Beratung zu konkreten Geschäftsvorhaben. Außerdem arbeitet in Ghana seit diesem Jahr ein Branchenexperte beim Delegiertenbüro der deutschen Wirtschaft, der vor Ort Geschäftsmöglichkeiten in der Lebensmittelverarbeitung identifiziert und Informationen zu diesen über die Geschäftsstelle des Wirtschaftsnetzwerks an interessierte Unternehmen in Deutschland weiterleitet.

BVE: Was würden Sie deutschen Unternehmerinnen und Unternehmern, die Afrika als Markt erschließen wollen, raten?

Britta Ziemann: Zur Information über die Länder und Märkte empfehle ich zunächst den Africa Business Guide von Germany Trade and Invest (GTAI). Dann können sich Unternehmen eingehendere Informationen über die Märkte und Unterstützungsangebote einholen, etwa bei INA oder den Auslandshandelskammern vor Ort. INA wird ggf. auf weitere Angebote verweisen, wie Markterkundungs- oder Geschäftsanbahnungsreisen in afrikanische Länder, um Unternehmen vertiefte Einblicke in die Märkte zu geben oder konkrete Geschäftskontakte vor Ort zu vermitteln. Wenn ein Unternehmen seinen Zielmarkt festgelegt hat, bieten die Auslandshandelskammern weitergehende Beratung an; sie sind auch in das Wirtschaftsnetzwerk eingebunden. Durch professionelle Unterstützung sparen Unternehmen Zeit und Kosten bei der Erschließung neuer Märkte.

BVE: Die Weltwirtschaft steht derzeit vor gänzlich neuen Herausforderungen. Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Aktivitäten deutscher Unternehmen in Afrika?

Britta Ziemann: Das lässt sich schwer übergreifend und abschließend beurteilen. Was wir aber von Partnern und Unternehmen erfahren haben, ist, dass in vielen afrikanischen Ländern die Wirtschaft bisher weniger hart getroffen wurde als anfangs befürchtet. Von einzelnen Unternehmen haben wir beispielsweise gehört, dass sie ihre Geschäfte fortführen konnten, jedoch teilweise Schwierigkeiten hatten bei der Inbetriebnahme von Maschinen oder deren Reparatur und Instandhaltung. Oft griffen Unternehmen auf digitale Lösungen zurück, die funktionierten, ohne dass Reisen vor Ort erforderlich waren. Unternehmen, die in Deutschland von der Pandemie betroffen waren, hatten vielfach auch geringere Kapazitäten, um neue Märkte in Afrika zu erschließen. Nichtsdestotrotz besteht weiterhin Interesse daran. Durch die individuelle Beratung in unseren Pilotprojekten haben es Unternehmen auch geschafft, neue Geschäftskontakte zu knüpfen oder Vertriebskanäle zu erschließen, ohne physisch vor Ort zu sein. Nach der Pandemie werden die digitalen Lösungen, die in der Pandemie verstärkt eingesetzt wurden, die persönlichen Kontakte und Reisen nicht gänzlich ersetzen, aber gut ergänzen.

BVE: Vielen Dank für das Interview, Frau Ziemann!

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Deutschland und Afrika im Bereich der Ernährungsbranche zueinanderstehen, melden Sie sich hier an. 

Weitere Informationen zum Außenwirtschaftstag der Agrar- und Ernährungswirtschaft finden Sie hier. 


Der Außenwirtschaftstag der Agrar- und Ernährungswirtschaft wird gefördert durch die Landwirtschaftliche Rentenbank.