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70 Jahre BVE: "eine Stimme der Vernunft"
06.11.2019
Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) wird am 11. November 70 Jahre alt. Zu diesem Anlass haben wir Dr. Götz Kröner, Vorstandsmitglied der BVE und Vorsitzender des Forschungskreises der Ernährungsindustrie e.V. (FEI), gefragt, welches Potenzial die enge Zusammenarbeit zwischen BVE und FEI hat.
BVE: Die BVE setzt sich seit 70 Jahren für die deutsche Ernährungsindustrie ein. Wie beschreiben Sie diesen Einsatz und warum ist er wichtig?
Dr. Götz Kröner: Die Aufgaben der BVE haben sich seit 1949 natürlich stark gewandelt, da die Herausforderungen ganz andere waren. Geblieben ist, dass sich die BVE für wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen einsetzt, die den Lebensmittelunternehmen ein verantwortliches Handeln ermöglichen – damals, heute und in Zukunft. Rahmenbedingungen, die dafür sorgen, dass täglich 82 Millionen Verbraucherinnen und Verbraucher hierzulande zuverlässig mit bezahlbaren Lebensmitteln höchster Qualität und von großer Vielfalt versorgt werden. Das war vor 70 Jahren alles andere als eine Selbstverständlichkeit!
Heute ist Deutschland der größte Lebensmittelproduzent der EU – und Arbeitgeber für fast 600.000 Beschäftigte, die zu einem überwiegenden Anteil in kleinen und mittständischen Unternehmen tätig sind. Bei den Herausforderungen rund um den Klimawandel, steigenden Personal- und Rohstoffpreisen, einem intensiven Wettbewerb sowie hohen Verbraucherschutzstandards gilt es, die Zukunftschancen all dieser Lebensmittel produzierenden Unternehmen am Standort Deutschland zu sichern – dafür braucht es einen kompetenten Verband mit einer starken Stimme wie die BVE!
BVE: Auf der Website des FEI heißt es: „Die Hauptaufgabe des FEI besteht in der Förderung anwendungsorientierter Lebensmittelforschung. Er versteht sich als Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft“. Welches Potenzial hat die enge Zusammenarbeit zwischen BVE und FEI?
Dr. Götz Kröner: Eine enge Zusammenarbeit zwischen BVE und FEI ist bereits in der Satzung der BVE verankert – sie wird auch gelebt durch einen kontinuierlichen Austausch! Als Mitglied des BVE-Vorstands weiß ich diesen Austausch auch auf persönlicher Ebene sehr zu schätzen.
Der FEI fördert seit nunmehr 66 Jahren Projekte der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF): Seitdem wurden Ergebnisse von mehr als 1000 Projekten erfolgreich in Unternehmen angewandt. Viele Ergebnisse haben einen erheblichen Beitrag zum heutigen Stand der Technik und des Know-hows geleistet – und leisten es weiterhin. Ob zur Entwicklung oder Verbesserung von Verfahren und Produkten, zur Lebensmittelsicherheit oder zur Schonung von Ressourcen unserer Umwelt – die Fragestellungen betreffen stets eine Vielzahl von Unternehmen. Lösungen und Innovationsimpulse werden im Laufe der Forschungsarbeiten gefunden – und zwar, bevor der Wettbewerb beginnt. So profitiert stets eine Vielzahl von Unternehmen, darunter vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, von den IGF-Projekten des FEI. Die Projekte tragen damit auch ganz klar zur Wettbewerbsfähigkeit von lebensmittelproduzierenden Unternehmen bei. Das ist ein großes Potenzial, aus dem wir gemeinsam noch mehr schöpfen können.
BVE: Wir wollen das 70jährige Jubiläum auch als Gelegenheit nutzen, nach vorn zu schauen – wo sollten FEI und die BVE künftig noch stärker zusammenarbeiten?
Dr. Götz Kröner: Es ist mir wichtig, dass die hohe Relevanz von anwendungsorientierter Forschung als Beitrag zur Stärkung des innovativen Mittelstands noch mehr gesehen und noch besser unterstützt wird. Gelegentlich haben wir herausragende Forschungsprojekte am Start, die dann jedoch an der mangelnden Unterstützung seitens der Industrie zu scheitern drohen. Das Bewusstsein für die Bedeutung von vorwettbewerblicher Forschung sowohl innerhalb der Branche als auch auf wirtschaftspolitischer Ebene zu schärfen, ist uns ein echtes Anliegen. An diesem Punkt könnten wir unsere Zusammenarbeit noch intensivieren.
BVE: Was wünschen Sie der BVE für die nächsten 70 Jahre?
Dr. Götz Kröner: Schon bereits im Jahr 2050 werden laut Prognosen fast 10 Milliarden Menschen auf der Erde leben, die mit Lebensmitteln versorgt werden müssen – deren Produktion ist wiederum unvermeidlich mit der Emission von Treibhausgasen verbunden, die im Zusammenspiel mit vielen weiteren Einflussfaktoren für die Veränderung des Klimas und die zunehmende Erderwärmung mit ursächlich sind. Die Bewältigung dieser Herausforderungen ist eine globale Gemeinschaftsaufgabe von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft.
Der Beitrag, den die BVE dabei hierzulande leisten kann, ist nur einer von vielen; doch für die Versorgung mit hochwertigen und sicheren Lebensmitteln in Deutschland und weltweit ist er von großer Bedeutung. Ich wünsche der BVE auch in Zukunft, dass sie im Kanon der vielen Stimmen weiterhin als eine Stimme der Vernunft gehört wird.
BVE: Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Kröner!